Streit mit Riad: Keine Rückendeckung für Ottawa?

In der diplomatischen Krise zwischen Saudi-Arabien und Kanada stehen die Zeichen auf Eskalation. Riad hat saudische Studenten und Patienten aufgefordert, Kanada zu verlassen. Auslöser war ein Tweet von Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland, die die Freilassung der Bürgerrechtlerin Samar Badawi gefordert hatte. Kommentatoren kritisieren, dass Europa Ottawa in dem Streit nicht beispringt.

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De Volkskrant (NL) /

Soli-Tweets für Kanada sind nicht in Sicht

De Volkskrant beklagt mangelnde Solidarität des Westens:

„Westliche Länder stützen sich auf die Saudis als wichtige Öllieferanten, und das dämpft ihre öffentliche Empörung [über Menschenrechtsverletzungen]. ... Aber von einer Schweigepflicht war nie die Rede, und das ist es, was der Kronprinz nun offenbar mit der Einschüchterung der Behörden von Ottawa erzwingen will. Die bleiben höflich, geduldig und standhaft. Aber sonst? US-Präsident Trump kritisierte den kanadischen Premier sogar und redet überhaupt nicht mehr von Menschenrechten, was das Verhalten des Kronprinzen auch erklären könnte. Und aus den europäischen Hauptstädten bleibt es still. Ist es mit der Solidarität westlicher Länder so schnell vorbei - oder kann irgendjemand noch schnell twittern, um Solidarität mit Kanada zu beweisen?“

Helsingin Sanomat (FI) /

Saudi-Arabien völlig unberechenbar

Der Westen muss sich hinter Kanada stellen, fordert auch Helsingin Sanomat:

„Ähnliche Reaktionen gab es von den Saudis zwar schon früher, aber das Ausmaß ist charakteristisch für die Vorgehensweise des Kronprinzen bin Salmans. Damit sollen wohl andere Länder vor jeglicher Kritik an Saudi-Arabien gewarnt werden. Die Botschaft, die hängenbleibt, ist jedoch, dass Saudi-Arabien nun ein unberechenbarer Partner ist, auch im Handel und in der Wirtschaft. Das dürfte kaum im Interesse des Kronprinzen sein. Saudi-Arabien wird sich nicht auf einen Schlag modernisieren, aber es ist im Interesse aller, dass Kanada in diesem Streit von anderen westlichen Staaten deutliche und friedliche Unterstützung bekommt.“