Rumänien: Streit um ungarischen Militärfriedhof

Im siebenbürgischen Valea Uzului schwelt ein Streit über einen Militärfriedhof. Auf ihm gedenkt die ungarischsprachige Gemeinde im Ersten Weltkrieg gefallener ungarischer Soldaten. Im April hat allerdings eine rumänischsprachige Nachbargemeinde dort rund 50 Betonkreuze für rumänische Soldaten aufgestellt. Unbekannte stülpten Müllsäcke darüber, vergangene Woche kam es zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Ethnien vor dem Friedhof.

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Digi 24 (RO) /

Kümmert Euch lieber um die Lebenden!

Völlig verständnislos zeigt sich angesichts der hochkochenden Emotionen Journalist Lucian Mîndruță auf dem Blog von Digi24.ro:

„Beide Seiten sollten eine einfache Sache verstehen: Ein Friedhof gehört den Toten. Sie sind dort sowieso verbrüdert - unter der Erde, mit den Knochen, die übereinander liegen. Sie starben, indem sie gegeneinander kämpften, doch ruhen sie gemeinsam. Wollen wir etwa auch sterben? Wollen wir diese Geschichte etwa bis zu Ende bringen? Wollen wir einen Bürgerkrieg, an dem Rumänien zerbrechen würde? Nein, wollen wir nicht? Dann sollten wir die Toten in Frieden lassen. Und sollten beginnen, die Lebenden mehr zu lieben, ganz gleich, ob sie [auf Rumänisch] Ion oder [auf Ungarisch] Istvan heißen.“

Magyar Hírlap (HU) /

Auf Gräbern und Normen herumgetrampelt

Über die Reaktion Bukarests empört sich die regierungsnahe ungarische Tageszeitung Magyar Hírlap:

„Wenn der Mob schon keine Moral hat, würde man wenigstens von den staatlichen Akteuren ein wenig Scham erwarten und ein verlogenes Versprechen, um die Situation zu entschärfen. Aber in diesem Fall bekam die Regierung, die gerade alleine ohne ihren Gangsteranführer zurückgeblieben ist, auch das nicht hin. Der Außenminister riet den ungarischen Diplomaten von einer Einmischung ab, während der rumänische Botschafter auf beispiellose Art fernblieb, als Außenminister Péter Szíjjártó ihn einbestellte. Sie sind also nicht nur auf den Gräbern unserer Vorväter herumgetrampelt, sondern auch auf den Normen der internationalen Diplomatie.“