Blockiert Bulgarien Nordmazedoniens EU-Beitritt?

Bulgariens Regierung behält sich vor, den EU-Beitritt der Republik Nordmazedonien zu einem späteren Zeitpunkt zu blockieren. Grund dafür ist ein Streit zwischen Sofia und Skopje über die Deutung historischer Ereignisse und Persönlichkeiten. Rund zwei Wochen bevor die EU die Entscheidung über die Aufnahme von Beitrittsgesprächen treffen will, sind bulgarische Medien uneins, ob der Streit gerechtfertigt ist.

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Duma (BG) /

Geschichtsraub nicht erlauben

Die Nordmazedonier wollen sich ständig mit falschen Federn schmücken - wenn nicht mit griechischen, dann eben mit bulgarischen, schimpft Duma:

„Die Griechen haben es richtig gemacht und Skopje den Appetit verdorben, ihnen ihre Geschichte zu klauen. Im Abkommen, das [der bulgarische Premier] Borissow mit Skopje zusammengeschustert hat, fehlen hingegen konkrete Verpflichtungen, die die Mazedonier zu erfüllen haben, damit wir sie für den EU- und Nato-Beitritt unterstützen. Die mazedonischen Teilnehmer an der gemeinsamen Historikerkommission versuchen auf Biegen und Brechen, die bulgarische Geschichte für sich zu beanspruchen - von [den byzantinischen Gelehrten] Kyrill und Method sowie [Zar] Samuil bis hin zum [Freiheitskämpfer] Goze Deltschew und [dem Schriftsteller] Wapzarow. 'Sie halten uns zum Narren', sagt [Vizepremier] Karakatschanow und er hat Recht.“

Deutsche Welle (BG) /

Kein Grund beleidigt zu sein

Den Streit zwischen Sofia und Skopje findet der Anthropologe Iwajlo Ditschew in einem Kommentar für den bulgarischen Dienst der Deutschen Welle absurd:

„In irgendwelchen [nordmazedonischen] Lehrbüchern soll stehen, dass die Urbulgaren ein von Turkvölkern und Mongolen abstammendes Nomadenvolk gewesen seien. … Ich behaupte mal, dass es nichts Beleidigendes ist, von Nomadenvölkern abzustammen, und noch weniger von Turkvölkern oder Mongolen. Im Gegenteil: Es ist eher beleidigend, deswegen beleidigt zu sein. ... Die Griechen wollten etwas ganz Konkretes: die Änderung des Staatsnamens, weil er mit dem Namen ihrer Provinz Mazedonien übereinstimmte. Was wollen wir eigentlich? Dass die Republik Nordmazedonien sich verpflichtet, jedes Mal, wenn von den Urbulgaren die Rede ist, klarzustellen, dass sie ein sesshaftes Volk waren, das keinerlei Turkvölker-DNA aufweist?“