Wie kann die Kultur wieder aufblühen?

Konzerthäuser, Kinos, Bühnen, Ausstellungen: Sie alle sind in der Coronakrise in arge Not geraten, da sie schließen mussten und bis heute kaum Besucher empfangen können. Kommentatoren fordern vom Staat wirksame Unterstützung für die Kulturbranche, um sie nach dem Lockdown wiederzubeleben.

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Delo (SI) /

Jetzt mehr Fantasie zeigen

Mit Leidenschaft spricht sich Delo für die Rettung der alternativen Kulturszene aus:

„Jetzt ist die Zeit gekommen, in der sich umsichtige Regierungsbeamte beweisen müssen und dem Kulturproletariat mit Visionen und Maßnahmen Trost und Hilfe bieten sollten. Jetzt müssen sie mit Fantasie zeigen, wie nicht-institutionelle Kultur, die genauso wichtig ist wie die vom System finanzierten Institutionen, über Wasser gehalten werden kann und sie müssen ihr einen geeigneten Lebensraum zum Wiederaufblühen bieten. ... Kultur ist ein unübersehbares Element der europäischen Identität und es ist Aufgabe der Regierung, auf kluge und innovative Weise ein neues Paradigma aufzubauen, das solidarisch und gerecht ist. “

The Independent (GB) /

Theater ist genauso wichtig wie Fußball

Dass die Politik bei der Wiederbelebung des Kunst- und Kultursektors nur sehr zögerlich vorgeht, beklagt die Bühnenkomikerin Shappi Khorsandi in The Independent:

„Die Kultur scheint bei der Unterstützung für Branchen, denen wieder aufgeholfen werden soll, am Ende der Prioritätenliste zu stehen. Kürzlich wurde verkündet, dass Fußballer wieder trainieren dürfen und die Zwei-Meter-Abstand-Regel für sie nicht gilt. Natürlich ist Fußball ein großes Geschäft. Doch die Leidenschaft, die die Menschen für Fußball empfinden, und die Emotionen, die er hervorruft, sind nicht wirklich anders als beim Theater. Für die Fans ist es wichtig, die Spiele live zu sehen und Teil des Spektakels zu sein. Ich verstehe das. Wir brauchen es und wir brauchen Theater. ... Theater ist kein Luxus. Sind wir ohne Live-Kunst überhaupt Menschen?“

Neatkarīgā (LV) /

Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer

Über ungleiche Geldverteilung in der Branche ärgert sich Neatkarīgā:

„Kulturschaffende, die vom Staat oder der Gemeinde abhängig sind, können mit Beschäftigungsausfallgeld rechnen. Auch wenn das Geld nicht viel ist, wird niemand verhungern. Aber was werden die freischaffenden Künstler tun, deren Einkommen von Veranstaltungen und Konzerten abhängig sind? Sie haben nichts in der Tasche. ... Unsere erfolgreichste Band Brainstorm muss sich freilich am wenigsten aufregen. ... Unser Kulturministerium hat für die Gruppe für eine abgesagte Tour in Russland eine umfassende Kompensation vorgesehen. Auch die anderen, die eine Kompensationen bekommen haben, sind nicht die Ärmsten. Doch welche Entschädigung bekommen Musiker, die nicht mehr auf Hochzeiten, Partys oder in einer Kneipe spielen dürfen?“

Lietuvos rytas (LT) /

Kultur braucht kein Beton

Die litauische Regierung plant, einen Großteil der Gelder zur Rettung der Kultur in Bauprojekte des Kulturbetriebs fließen zu lassen. Lietuvos rytas regt sich auf:

„Ein großer Teil dieser Millionen von Euro wird für verschiedene Bauvorhaben, Sanierungen sowie angefangene, jedoch zum Stillstand geratene Bauprojekte zur Verfügung gestellt. ... Eine derartige Verwendung der Gelder hat sowohl die Kulturszene, als auch die Opposition kritisiert. ... Am Freitag antwortete Ministerpräsident Saulius Skvernelis darauf, dass große Summen auch für das wirkliche Bestehen und die Belebung der Kultur ausgegeben werden, die Gelder für die Bauprojekte jedoch Sauerstoff für die Lungen der Wirtschaft seien. ... Die Politiker beschuldigen einander wegen falscher Nutzung der Gelder, die Realität wird dadurch jedoch nicht anders.“