Trump plant angeblich Truppenabzug aus Deutschland

Laut US-Medien will Präsident Trump im September fast 9500 der 35.000 in Deutschland stationierten US-Soldaten abziehen. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es bisher nicht. Journalisten beschreiben, was die angeblichen Pläne über das deutsch-amerikanische Verhältnis, aber auch über den Zustand der USA aussagen.

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Frankfurter Rundschau (DE) /

Mit Partnerschaft hat das nichts mehr zu tun

Für die Frankfurter Rundschau zeigt sich in der Ankündigung Trumps die tiefe Zerrüttung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses:

„Gestritten wird über den Rückzug der USA aus dem INF-Vertrag über nukleare Mittelstreckenwaffen, den angekündigten Rückzug aus dem Open-Skies-Vertrag, den Umgang mit dem Iran und die Höhe der Militärausgaben. Immer öfter erwartet die Trump-Administration blinde Gefolgschaft. Immer seltener ist die Bundesregierung dazu bereit – was der Mann im Weißen Haus mit neuem Zorn quittiert. Mit Partnerschaft hat das alles nichts mehr zu tun. Sollte Trump die Wahl im November gewinnen, wäre das Bündnis wohl nicht mehr zu retten.“

Der Standard (AT) /

Schnitt ins eigene Fleisch

Ein Truppenabzug schadet den USA mehr als Deutschland, meint Der Standard:

„Die Entscheidung, über die Washington Berlin nicht einmal informiert hat, dürfte das Verhältnis der beiden Nato-Mitglieder weiter verschlechtern. An der US-Militärpräsenz in Deutschland hängen zehntausende Arbeitsplätze, und sie gilt in deutschen Militärkreisen immer noch als wichtiger Sicherheitsgarant. Dennoch wäre der Abzug für das Land verschmerzbar. Härter wäre die US-Armee getroffen; für sie sind die hochmodernen Stützpunkte in Deutschland von großem strategischem und operativem Wert. Polen, wohin ein Teil der 9500 Soldaten übersiedeln soll, kann diese Qualität nicht bieten. Deshalb spricht Ben Hodges, der frühere US-Befehlshaber in Europa, von einem 'kolossalen Fehler'.“

Ria Nowosti (RU) /

USA offenbaren ihre Machtlosigkeit

US-amerikanischen Trump-Kritikern, die sagen, der Truppenabzug sei 'ein Geschenk an den Kreml', widerspricht Ria Nowosti:

„Im offiziellen US-Weltbild gilt die Präsenz von US-Truppen auf deutschem Boden als eine Art magisches Amulett, das Berlin und München vor russischen Panzern, 'die Krim annektierenden grünen Männchen' und der 'russischen Besatzung' schützt. ... Uns (wie auch vielen Europäern) erscheint so eine Logik lächerlich und absurd. ... Der einzige Nutzen dieser Entscheidung liegt für Russland darin, dass Washington seine Unfähigkeit, effektiv Druck auf Deutschland zu machen, demonstriert. Und das wirkt sich negativ auf die Wahrnehmung der USA als globale Führungsmacht aus.“