Beginnt 2021 die Post-Corona-Ära?

Die Erwartungen sind groß, dass 2021 - was die Corona-Pandemie angeht - zumindest besser endet als 2020. Nicht alle Kommentatoren halten diese Hoffnungen für berechtigt, während andere schon darüber nachdenken, was nach der Pandemie kommt.

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Jurnalul National (RO) /

Weltwirtschaft im Aufwind

Jurnalul National fragt, ob 2021 ein Bullen- oder ein Bärenjahr wird:

„Die, die mit dem Kapitalmarkt vertraut sind, wissen, dass die Börse die Energie eines jungen Bullen haben kann (wenn sie wächst) oder die Faulheit eines Bären (wenn die Aktien fallen). … Schon 2020 hat die Covid-19-Pandemie den Aktienmarkt bestimmt und jetzt bestimmen die positiven Auswirkungen der Impfungen die Börsenprognose für Anfang 2021. ... Auch die Finanzaufsichtsbehörde hat in ihrem jüngsten Wochenbericht über Trends und Finanzrisiken präzisiert, dass das Impfprogramm auf EU-Ebene den 'Risiko-Appetit der Anleger gestärkt hat'. Die günstigen Aussichten auf die Covid-19-Impfstoffe könnten 2021 also zu einem Jahr machen, in dem sich die Weltwirtschaft erholt und in dem die Finanzmärkte wieder den Galopp des Bullen hören.“

Jyllands-Posten (DK) /

Chance für ländliche Gegenden

In der Pandemie haben viele Arbeitende wie Unternehmen die Vorteile des Homeoffice kennen- und schätzengelernt. Für Jyllands-Posten ergeben sich daraus neue Perspektiven für Dänemark:

„Es gibt Grund zur Hoffnung, dass Corona uns eine größere Flexibilität im Arbeitsleben gelehrt hat. ... Zur Freude des Familienlebens, der Umwelt und auch des sogenannten Außendänemarks [die Provinz], das entvölkert ist, während in den großen Städten die Immobilienpreise explodieren. Und klar: Wer in Kopenhagen oder Aarhus lebt, dem geht es um mehr als um Arbeitsplätze. Aber wenn man sich nicht jeden Tag durch Staus in die Stadt kämpfen muss, kann es leichter werden, sich gegen die Stadt zu entscheiden. Und damit kann der Weg für eine breitere Verteilung der Bevölkerung und damit für ein geeinteres Dänemark geebnet werden.“

Delo (SI) /

Das Träumen wurde uns genommen

Die anhaltende Unsicherheit ist für Delo charakteristisch für unser derzeitiges Leben:

„Die Pandemie hat uns den wichtigsten Teil der Zukunft genommen: das Planen der Zukunft, sie sich vorzustellen, danach zu streben, sogar am hellichten Tag davon zu träumen. Studien haben schon vor langer Zeit gezeigt, dass die Planung künftiger Ereignisse mindestens genauso bedeutsam und zufriedenstellend ist wie die Ereignisse selbst. … Wir stehen den Dienstag nur dank des Gedankens an den Freitag durch, und Wochen harter Arbeit und des Sparens stehen wir mit dem Gedanken an den Urlaub durch, und wir genießen den Einkauf der Zutaten für das Abendessen mit Freunden. … Die Welt, in der wir leben, hätte nie dringender das Träumen von Besserem gebraucht.“

Magyar Hang (HU) /

Am besten in der Gegenwart leben

Man darf nicht die ganze Zeit mit dem Warten auf die Nach-Corona-Zeit verbringen, meint Magyar Hang:

„Es scheint wirklich sinnlos zu sein, für 2021 irgendeine Prognose zu machen. Die meisten davon könnten sowieso nur mit Corona zusammenhängen und damit, wann wir 'unser Leben zurückbekommen'. Das macht jedoch alles noch viel schlimmer. Wir können nicht in der Zukunft leben, im Zauber einer dereinstigen Befreiung, in einem ständigen nächsten Jahr. Die Politik hat uns bereits gezeigt, wie schrecklich es ist, wenn wir immer nur an die nächsten vier Jahre denken, während unser Leben, das wahrscheinlich auch in diesem Jahr noch lange nicht so sein wird wie bisher, an uns vorbeiläuft. “

Dnevnik (BG) /

Ein neues Zeitalter beginnt

Die Zeit nach der Corona-Pandemie wird eine neue Epoche einleiten, vergleichbar mit den 1920er Jahren, meint der Schriftsteller Wladimir Lewtschew in Dnevnik:

„Nach dem Krieg und der Pandemie [der Spanischen Grippe] kam in den 1920er Jahren das Jazz-Zeitalter, die 'Roaring Twenties' - ein Jahrzehnt wirtschaftlichen Wohlstands, von Partys, Bars, Unterhaltung, sorglosem Leben. ... Ich gehe davon aus, dass dies nach dem Ende der Covid-19-Pandemie ebenfalls geschehen wird. ... Wir wissen jedoch, dass das Jazz-Zeitalter am Ende der 1920er Jahre mit der Weltwirtschaftskrise und zehn Jahre später mit dem Zweiten Weltkrieg endete. Ich hoffe, dass das 21. Jahrhundert, das Zeitalter der künstlichen Intelligenz, klüger sein wird als das vorige.“

Cyprus Mail (CY) /

Zu hohe Erwartungen

Angesichts des Impfstarts auf einen Epochenwechsel zu hoffen, hält Cyprus Mail hingegen für verfrüht:

„Werden wir damit Corona loswerden? Dies wird nicht sofort geschehen, da erstens die Impfung ein langsamer Prozess sein wird und zweitens das Beste, was derzeit von den Impfungen erhofft werden kann, eine Verringerung der Symptome ist, was zu viel weniger Todesfällen führt. Dies wäre natürlich eine große Entwicklung, aber nicht genug, um die Normalität für den größten Teil des kommenden Jahres wiederherzustellen. Wenn Corona oder seine verwandten Viren weiter mutieren, sind alle Wetten verloren. Mit Blick auf die Zukunft ist das einzige, was noch über 2021 zu sagen ist, dass wir hoffentlich schnell ins Jahr 2022 kommen.“