Unabhängige Hongkonger Zeitung eingestellt

Die prodemokratische Hongkonger Tageszeitung Apple Daily erscheint nicht mehr. Der behördliche Druck war zuletzt immer größer geworden: Chefredakteur und Herausgeber wurden verhaftet, das Firmenvermögen eingefroren. Chinas Behörden werfen dem Blatt "Verschwörung mit dem Ausland" vor. Nun gab Herausgeber Next Digital bekannt, dass die Ausgabe vom Donnerstag die letzte war. Ernüchterung bei Europas Presse.

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The Guardian (GB) /

Der Widerstand verliert seine Stimme

Langsam, aber sicher erstickt Chinas Führung die kritischen Stimmen in Hongkong - nicht nur in den Medien, klagt The Guardian:

„Peking ist fest entschlossen, diesen Widerstand zu brechen. Jeden Tag wird der Druck weiter erhöht. ... Dies ist wohl die bisher dunkelste Stunde der Pressefreiheit in der Region. Die abschreckende Wirkung ist groß - nicht nur auf die Medien, sondern auch auf Diskussionen im privaten Bereich. Journalisten rechnen mit weiteren Repressalien. Der Mut und die Hartnäckigkeit der Reporter Hongkongs machten die dortigen Medien unerlässlich, um zu verstehen, was in der Stadt und auf dem chinesischen Festland vorging.“

Jyllands-Posten (DK) /

Schwaches China

Jyllands-Posten findet das Vorgehen der Behörden nicht gerade souverän:

„Das Bemerkenswerteste an der Schließung von Apple Daily ist doch, dass die Diktatur in Peking unfassbar schwach sein muss, wenn eine demokratiefreundliche Zeitung in einer südchinesischen Stadt als solch eine Gefahr angesehen wird, dass sie mit aller Macht aus dem Spiel genommen werden muss. “

Corriere del Ticino (CH) /

Nächster Kandidat: Taiwan

China hat damit noch nicht genug, befürchtet Corriere del Ticino:

„So endet die Geschichte einer Zeitung, die der Pressefreiheit treu geblieben ist, als Opfer einer Tyrannei. Ein häufiges Schicksal, das dissidente Medien und Aktivisten in der ehemaligen britischen Kolonie erleiden. … 'Ein Land, zwei Systeme', hatten Margaret Thatcher und Deng Xiaoping versprochen. ... Es wurde vereinbart, dass Hongkong bis 2047 Meinungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit, ein Mehrparteiensystem und allgemeine Wahlen garantiert werden sollten. Dem ist nicht so. Pekings unwiderruflicher Plan ist die 'Wiedervereinigung' und die Nivellierung von Informationen in der ehemaligen Londoner Kolonie an das Mutterland, ein Schicksal, das sich auch für Taiwan wiederholen könnte, das Peking gezielt unter seine Gerichtsbarkeit bringen will.“