Fall Peng Shuai: WTA zieht sich aus China zurück

Die Women's Tennis Association (WTA) hat wegen des Falls Peng Shuai alle Tennis-Turniere in China und Hongkong abgesagt. "Ich kann unsere Athletinnen nicht guten Gewissens bitten, dort anzutreten, wenn Peng Shuai nicht frei sprechen darf und anscheinend unter Druck gesetzt wurde, ihren Vorwurf der sexuellen Übergriffe zurückzunehmen", erklärte WTA-Chef Steve Simon den Schritt. Europas Presse hofft auf weitere Maßnahmen.

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Politiken (DK) /

Der Verband schlägt ein Ass

Andere internationale Sportinstitutionen könnten sich eine Scheibe von dem abschneiden, was hier der Tennisverband vorgelegt hat, ermahnt Politiken:

„Die Stärke liegt darin, dass hinter dem Schritt die Organisation der aktiven Sportlerinnen steht. Mit den aktuellen Beispielen Fußball-WM und Olympia vor Augen, zeigt die WTA gleichzeitig die Schwäche anderer Sportarten auf, wo machthungrige und korrupte Entscheidungsträger jahrzehntelang über die Köpfe der Aktiven hinweg entschieden haben, die jetzt zu symbolischen Geiseln werden und keinen Einfluss auf die falschen Entscheidungen haben, die WM im kommenden Jahr in Katar auszurichten und die Winterspiele in Peking.“

Kauno diena (LT) /

Peking mit leeren Logen strafen

Dass mit der WTA-Entscheidung auch der Druck in Bezug auf die Olympischen Spiele wächst, hofft Kauno diena:

„Die Führung in Peking will zeigen, dass sie bei der internationalen Politiker-Elite nicht unerwünscht ist. Doch wie sehr sich die Gastgeber auch bemühen, wird das Fest sie wohl enttäuschen. Zwar wird es echte Wettkämpfe und Medaillen geben, aber in der VIP-Loge wird gähnende Leere herrschen. ... Das Weiße Haus setzt ein ermutigendes Zeichen dafür, dass man endlich mit dem Gerede aufhören sollte, Sport und Kunst hingen nicht mit der Politik zusammen, und dafür, dass man inoffizielle Nebenschauplätze sehr wohl nutzen kann, um Diktatoren zur Räson zu bringen.“

Aargauer Zeitung (CH) /

Da braucht es wohl noch größere Geschütze

Das IOC und andere Sportorganisationen müssen dem Beispiel folgen, mahnt die Aargauer Zeitung:

„Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass das chinesische Regime bisher gut damit gefahren ist, ähnliche Krisen einfach auszusitzen. Zu erdrückend ist die wirtschaftliche Macht des bevölkerungsreichsten Landes der Welt. Der Schritt der WTA ist löblich und historisch, ob er die Tragweite besitzt, den Umgang mit China nachhaltig zu verändern, wird erst die Zukunft zeigen. Das Frauentennis hat die letzte Patrone im Magazin abgefeuert. Doch so lange Organisationen wie das Internationale Olympische Komitee und dessen ekelhaft opportunistischer Präsident Thomas Bach ... weiter mit Autokraten auf Kuschelkurs gehen und eigene Interessen stärker gewichten, wird die Patrone nicht sitzen.“