Ukraine-Krieg: Neue Achse Russland-China?

Russland und China hatten in den vergangenen Jahren ihre Beziehungen ausgebaut. Nach dem offenen Bruch mit dem Westen scheint Moskau nun stärker auf Pekings Unterstützung angewiesen, das sich in der Ukraine-Frage bislang neutral gibt. Wer von einer neuen Achse zwischen China und Russland profitieren würde, hinterfragen Kommentatoren.

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Göteborgs-Posten (SE) /

Eine neue globale Wirtschaftsordnung entsteht

Die Sanktionen der westlichen Welt werden Russland nur vorübergehend hart treffen, glaubt Göteborgs-Posten:

„Auf längere Sicht können Länder wie China und Indien ihre eigenen Währungen für den Handel mit Russland nutzen. ... Schon jetzt hat Russland, wenn auch in begrenztem Maße, Alternativen zum Swift-System geschaffen. In den letzten Jahren war es zudem bestrebt, eine vom Westen abgekoppelte digitale Infrastruktur aufzubauen. ... Auf längere Sicht wird sich Russland vermutlich mit Hilfe Chinas [an die neuen Umstände] anpassen. Was jetzt begonnen hat, ist nicht nur ein Krieg zwischen zwei Ländern. Es ist der Beginn einer neuen Aufteilung der globalen Wirtschaft.“

The Irish Times (IE) /

Großrussland wird zu Kleinchina

Der Bruch mit dem Westen zwingt Moskau in ein Abhängigkeitsverhältnis mit Peking, ist The Irish Times überzeugt:

„Die Polarisierung [durch die Ukraine-Krise] ist wirklich schlecht für Russland. Kurzfristig hat Putin durch die Wiederbelebung des Kalten Krieges die Nato wiederbelebt. ... In welcher geopolitischen Lage wird sich Russland letztlich wiederfinden? Höchstwahrscheinlich wird das Land als Satellitenstaat Chinas enden – es sei denn, Putin wird gestürzt und seine Politik rückgängig gemacht. Wenn du eine Mauer zwischen dir und dem Westen errichtest, beförderst du dich in den Orbit der anderen großen Wirtschaftsmacht. Und wirst zum Rohstofflieferanten für eine viel reichere Supermacht. Großrussland endet als Kleinchina. Viel Glück dabei.“

La Tribune (FR) /

China braucht den Westen mehr als Russland

Wirtschaftlich gesehen dürfte China kein Interesse daran haben, sich explizit auf Russlands Seite zu schlagen, erklärt La Tribune:

„Tatsache ist, dass diese beiden Volkswirtschaften nicht eng verschmelzen können, da China angesichts der geringen Wirtschaftskraft Russlands keinen nennenswerten Nutzen daraus ziehen würde. ... China als Russlands wichtigster Handelspartner ist diesem industriell, bei den Exporten und beim BIP weit überlegen und hat daher wirklich kein Interesse daran, die europäischen und amerikanischen Wirtschaftskolosse wegen eines wirtschaftlich und finanziell unbedeutenden Russlands zu verprellen. Sobald dieser Krieg vorbei ist, wird es daher Russlands einziger Ausweg sein, schnell zum Vasallen des Reichs der Mitte zu werden.“