Inflation: Sind höhere Zinsen die Lösung?

Die erneute Leitzinserhöhung der US-Zentralbank Fed um weitere 0,75 Prozentpunkte hat ein geteiltes Echo ausgelöst. Während die einen das Durchgreifen gegen die Teuerung loben, fürchten andere eine Rezession. Kommentatoren erörtern die komplexe Problemlage der europäischen Wirtschaft und vermissen eine Perspektive für die Verbraucher.

Alle Zitate öffnen/schließen
Die Zeit (DE) /

Dämpfen klappt selten

Der globale Trend zu höheren Leitzinsen könnte die Konjunktur abwürgen, analysiert Die Zeit:

„Insgesamt haben 90 Notenbanken weltweit die Zinsen in diesem Jahr bereits angehoben. ... Zwar trifft jede Institution ihre Entscheidung mit dem Blick auf die jeweilige Lage im eigenen Land. Doch die geballte internationale Kehrtwende von der Niedrigzinspolitik der vergangenen Dekade könnte die Wirkung der Zinserhöhungen auf unbeabsichtigte Art verstärken. Und es könnte die Weltwirtschaft dadurch in ein tieferes Konjunkturtal schicken, als es von den Notenbanken beabsichtigt ist. Deren Ziel ist es nämlich, die Wirtschaft zu dämpfen, ohne sie jedoch abzuwürgen. Das schaffen Zentralbanker schon unter weit besseren Bedingungen nur selten.“

Corriere del Ticino (CH) /

Abwanderung von Unternehmen vermeiden

Mit der Inflation geht eine Wirtschaftskrise einher, mahnt Corriere del Ticino:

„Als ob das Problem der Finanzierung der Teuerung noch nicht genug wäre, führen die steigenden Energiepreise und die Gefahr von Rationierungen, die immer wahrscheinlicher werden - vor allem in Deutschland und Italien - zur Unterbrechung bestimmter Produktionstätigkeiten und veranlassen einige Unternehmen dazu, die endgültige Schließung oder die Verlagerung in Länder, die weniger stark von der Krise betroffen sind, zu erwägen. Daher muss Europa nicht nur die drohende Finanzkrise überwinden, sondern auch eine Verkleinerung seiner Industriestruktur vermeiden. Kurz gesagt, in diesem Winter wird ein entscheidendes Spiel gespielt: eine Finanzkrise und eine Wirtschaftskrise gleichzeitig.“

Efimerida ton Syntakton (GR) /

Gegen die hohen Preise wird nichts getan

Efimerida ton Syntakton ärgert sich, dass die Bürger in Not mit Einmalzahlungen und Heizkostenzuschüssen abgespeist werden sollen:

„Einerseits weigern sich die EU-Regierungen, allen voran die Regierung Mitsotakis, der Spekulation mit sozialen Grundgütern, die sich unter dem Vorwand des Krieges in der Ukraine entwickelt, entschieden Einhalt zu gebieten, wobei ein Teil dieser Spekulation in den unerwarteten Gewinnen der Energieriesen zum Ausdruck kommt. Andererseits weigern sie sich, die Bürger durch eine Senkung der Mehrwertsteuer und der Sondersteuern auf lebensnotwendige Güter zu entlasten. ... Damit aber werden die hohen Preise aufrechterhalten. Und für einige Menschen am unteren Ende der sozialen Pyramide kann dies sogar extremen Nahrungsentzug bedeuten.“