Belgien und Niederlande: Im Bann der Drogenmafia?

In Belgien und den Niederlanden ist die Debatte um organisierte Kriminalität neu entfacht: Der niederländische Ex-Justizminister Ferdinand Grapperhaus steht wegen Drohungen unter schwerem Personenschutz. Vorige Woche starb ein elfjähriges Mädchen in Antwerpen nach Schüssen auf eine Wohnung, Grund war eine Gewalteskalation unter Drogenbanden. Kommentatoren fordern Nägel mit Köpfen.

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De Tijd (BE) /

An allen Fronten gleichzeitig kämpfen

Die Gesellschaft sollte jetzt nicht den Mut verlieren, mahnt De Tijd:

„Der Tod eines Kindes droht zu Mutlosigkeit zu führen und zu der Annahme, dass wir den Kampf verlieren. ... Das Einzige, was dagegen hilft ist, an so vielen Fronten wie möglich zugleich zu kämpfen. Das fängt bei den Bürgern an, die einsehen müssen, dass ihr Drogenkonsum direkt in Bezug zur Gewalt steht. Es geht weiter bei der Polizei, die gestärkt werden muss, um das Verdienstmodell hinter den Drogen kaputt zu machen. Und es endet bei einer internationalen Zusammenarbeit, die Drogenbossen nirgendwo mehr auf der Welt Sicherheit bietet. “

De Telegraaf (NL) /

Den Sumpf trockenlegen

Die Drogen-Mafia untergräbt das Leben, warnt De Telegraaf:

„Kriminelle Organisationen wie die [niederländische] Mocro-Mafia bleiben trotz Festnahmen von Führern eine große dunkle Macht. Daran wird sich nichts ändern, solange ihre Lebensader nicht durchschnitten wird: das Geld. Die Behörden müssen mehr tun, um den Drogenverbrechern ihre enormen Vermögen wegzunehmen. ... Häfen müssen besser überwacht werden. Setzt dazu notfalls die Armee ein. ... Wenn Verbrecher ihren Handel verlieren, versiegt die Lebensader. Dann kann sich unser Land aus dem Würgegriff der Drogenmafia befreien und dutzende Richter, Politiker und Journalisten bekommen ihr Leben zurück. “

De Standaard (BE) /

Bestehende Pläne endlich umsetzen

Angesichts der zunehmenden Gewalt wird in Belgien nach neuen, härteren Maßnahmen gegen die Drogenkartelle gerufen. Das ist für De Standaard der falsche Ansatz:

„Alle Beteiligten wissen, was das Problem ist. Die föderale Kriminalpolizei ist zu unterbesetzt und unterfinanziert, um die komplexen Ermittlungen auszuführen ... Und es ist auch klar, was geschehen muss. Es gibt nämlich bereits einen Plan, Instanzen besser zusammenarbeiten zu lassen, die Kontrollen zu verstärken und undichte Stellen zu kitten. ... Statt neue Funktionen zu erfinden, Konsumenten ins Visier zu nehmen oder neue sinnlose Konsultationsstrukturen zu schaffen, können wir erst besser das umsetzen, was es schon gibt. “