Thailand und Kambodscha: Ist echter Frieden möglich?

Die nach schweren Kämpfen unter Druck der USA vereinbarte Waffenruhe zwischen Kambodscha und Thailand scheint durch verschiedene Attacken wieder in Frage gestellt. Der Konflikt dreht sich insbesondere um die beiden historischen Tempel Ta Muen Thom und Preah Vihear im Grenzgebiet, auf die beide Länder Anspruch erheben. Kommentatoren beleuchten Hintergründe und zeigen sich wenig optimistisch.

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Frankfurter Rundschau (DE) /

Kein Umfeld für dauerhafte Lösung

Die Frankfurter Rundschau warnt davor zu glauben, dass mit der Waffenruhe irgendein Problem gelöst wäre:

„In den heißen vergangenen Wochen wurde deutlich, wie groß das gegenseitige Misstrauen ist. ... Zwei Staaten, in denen demokratische Kontrollmechanismen – freie Wahlen und freie Presse – nur bedingt funktionieren, bieten kaum fruchtbares Umfeld für andauernden Frieden. Zumal dann nicht, wenn Regierungen vor großen innenpolitischen Herausforderungen stehen: In Kambodscha und Thailand sind die Lebenshaltungskosten so hoch, dass schon die Mittelschicht zu stöhnen begonnen hat. Wobei das den Rest der Welt erst dann interessieren dürfte, wenn auch wieder geschossen wird, und wie jetzt Hunderttausende Menschen fliehen mussten.“

The Irish Times (IE) /

Die Instabilität bleibt

Der Konflikt dürfte weiter schwelen, glaubt The Irish Times:

„Der Waffenstillstand mag zwar halten, hat jedoch nichts zur Beseitigung der Instabilität beigetragen, die den Konflikt ausgelöst hat. Im Hintergrund stehen zwei ehemalige Premierminister: Kambodschas langjähriger autokratischer Führer Hun Sen und Thailands populistischer Thaksin Shinawatra. Einst waren sie Busenfreunde. ... Mit dem Zerbrechen der Beziehung zwischen Hun und Thaksin nutzten Nationalisten in beiden Armeen die Gelegenheit, alte Ressentiments zu schüren. Beide Seiten beschuldigen sich weiterhin gegenseitig, die Angriffe auf die strittigen Tempel begonnen zu haben. Auf mehr als eine unsichere Waffenruhe kann man derzeit nicht hoffen.“

Der Standard (AT) /

Trump ist der Weltunruhestifter

Das Bild vom US-Präsidenten als erfolgreichem Friedensvermittler will Der Standard so nicht stehen lassen:

„Sind es nicht erst die Folgen von Trumps Politik, die Unsicherheit weltweit fördern? Die Kürzungen von USAID-Geldern zum Beispiel treffen sowohl Thailand als auch Kambodscha hart. Noch drückender sind die Zolldrohungen. ... Natürlich ist der Konflikt in Südostasien viel älter als Trumps Wirken; sowohl Wurzeln als auch Auslöser der jüngsten Eskalation sind unabhängig davon zu erörtern. Und trotzdem bleibt Trumps Politik, Frieden für gute Wirtschaftskonditionen zu tauschen, zynisch. Sie mag punktuell wirken. Aber im Gesamtbild macht Trump die Welt nicht sicherer – ganz im Gegenteil.“