Sind Europas Banken jetzt krisensicher?

Im jüngsten Stresstest der europäischen Bankenaufsicht haben sich Europas Großbanken als stabiler erwiesen als noch vor zwei Jahren. Erhebliche Kapitalaufstockungen hätten zu mehr Widerstandsfähigkeit geführt, teilte die Behörde mit. Einige Kommentatoren machen sich dennoch Sorgen, vor allem um Banken in Spanien und Italien.

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Savon Sanomat (FI) /

Geldhäuser heute besser aufgestellt

Erleichtert darüber, dass die europäischen Banken den Stresstest größtenteils bestanden haben, zeigt sich Savon Sanomat:

„Der letzte und etwas umfangreichere Bankenstresstest wurde 2014 durchgeführt. Die Ergebnisse des jüngsten Tests zeigen, dass die Banken innerhalb von zwei Jahren ihr Kernkapital stärken und ihre Bilanzen konsolidieren konnten. ... Das größte Interesse richtete sich auf die italienische Bank Monte dei Paschi di Siena, deren Probleme seit langem bekannt sind. Der Stresstest hat dies bestätigt. Allerdings legte die Bank kurz vor Veröffentlichung der Testergebnisse einen eigenen Rettungsplan vor. Sie will von privaten Anlegern fünf Milliarden Euro einwerben und Problemkredite in Höhe von mehr als neun Milliarden Euro veräußern. Man kann der Bank nur wünschen, dass dieser Plan Erfolg hat, denn letztlich geht es um das Vertrauen in den gesamten italienischen Bankensektor.“

The Independent (GB) /

Probleme längst nicht gelöst

Der Finanzsektor ist noch nicht über den Berg, was vor allem an Spanien und Italien liegt, warnt The Independent:

„Die jüngsten offiziellen Stresstests erinnern gerade rechtzeitig daran, dass die Probleme in Europas Finanzsektor keinesfalls gelöst sind. ... Europas Eliten haben schon lange Angst, dass Spanien oder Italien in einem ebenso schlimmen Zustand wie einst Griechenland enden und auf Nothilfe von Deutschland angewiesen sein könnten. Das Problem mit Spanien und Italien ist, dass sie so viel größer als Griechenland sind. Es wäre sogar für Kanzlerin Angela Merkel schwierig, die nötigen Geldmittel aufzutreiben, um einen Zahlungsausfall im großen Stil oder einen Zusammenbruch der Banken in einem der beiden Länder zu verhindern - und schier unmöglich wäre das, wenn beide Staaten gleichzeitig betroffen sind.“

De Volkskrant (NL) /

Europa darf nicht zu streng sein mit Italien

Im Umgang mit den italienischen Banken muss Europa sehr vorsichtig sein, mahnt De Volkskrant:

„Die harte Linie nordeuropäischer Politiker ist verständlich. Nicht nur, dass die Vereinbarungen über den Stabilitätsfonds [ESM] und die Bankenunion nur mit viel Mühe zustande kamen. Auch könnten die Wähler ihr ohnehin wankendes Vertrauen in Europa ganz verlieren, wenn bei jedem Gegenschlag die Regeln übertreten würden. Dennoch ist im Fall Italiens wegen seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung Fingerspitzengefühl angebracht. Die Folgen eines 'bail in' würden in Italien zweifellos zum Fall der Regierung Renzi führen. ... Bei einem Wahlsieg des Movimento Cinque Stelle bestünde dann das Risiko, dass Italien die Eurozone verlässt. Europa muss also sehr klug lavieren. ... Nicht zu streng sein mit Italien, aber auch nicht zu großzügig, weil das die Wähler in Nordeuropa nicht schlucken würden.“