Radikale Abtreibungsgegnerin mischt Polen auf

Die Rede einer US-amerikanischen Pro-Life-Aktivistin an der Universität in Lublin sorgt für Aufruhr: Rebecca Kiessling, selbst gezeugt durch eine Vergewaltigung und in der Folge in einer Pflegefamilie ausgewachsen, hatte auf Einladung des katholischen wissenschaftlichen Instituts einen Vortrag gegen Schwangerschaftsabbrüche gehalten, Studenten demonstrierten dagegen. Dürfen radikale Abtreibungsgegner in Polens Hochschulen sprechen?

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Gazeta Wyborcza (PL) /

Reiner Propaganda-Auftritt

Eine Veranstaltung wie die mit Kiessling hat in polnischen Unis nichts zu suchen, schimpft die Feministin Magdalena Środa in Gazeta Wyborcza und führt Argumente der Pro-Life-Aktivistin an:

„'Man kann dem Vergewaltiger seine Sünden verzeihen' und 'Gott will, dass jedes Kind geboren wird'. ... Warum Gott allerdings Vergewaltiger in seinem Plan auftreten lässt, erklärt Frau Kiessling nicht. In ihren Auftritten spiegelt sich eine gehörige Portion Glaube wider. Ebenso gehört dazu eine Ideologie, die den Frauen das Recht auf Würde und Autonomie abspricht. Kiessling ist keine Wissenschaftlerin, hat keine eigenen Einnahmen und sie forscht nicht. In die Hochschule ist sie als Rednerin gekommen, die für ihre Vorträge bezahlt wird. Sogar [das katholische wissenschaftliche Institut] Ordo Iuris, das sie eigentlich eingeladen hat, tat dies nur verdeckt hinter einer studentischen Organisation. Denn es weiß, dass dieser Besuch reine Propaganda ist.“

Gość Niedzielny (PL) /

Alle müssen reden dürfen

Wenn selbst Verfechter der Geschlechterforschung in polnischen Hochschulen sprechen dürfen, dann muss das auch einer Abtreibungsgegnerin wie Kiessling gestattet sein, findet das katholische Magazin Gość Niedzielny:

„Die Vertreterinnen der Gender Studies halten doch auch Vorträge in polnischen Hochschulen - und die Auftritte werden auch noch durch polnische Steuergelder finanziert. Und das, obwohl vorher niemand diese Pseudowissenschaftlerinnen auf ihre Fachkompetenz hin untersucht hat. Doch irgendwelche zeitgenössischen Besserwisser unterstützen sie natürlich. Und die Studenten, die das hören müssen, verplempern damit ihre Zeit. ... Die Vertreterinnen der Gender-Wissenschaften und andere treten einfach auf und Kiessling soll das jetzt nicht dürfen?“