Afghanistan versinkt im Chaos

In Afghanistan häufen sich Terroranschläge mit vielen Toten und Verletzten, weite Teile des Landes sind umkämpft oder werden von Extremisten wie den Taliban kontrolliert. Die US-Luftwaffe fliegt so viele Einsätze wie zuletzt vor sechs Jahren. Gibt es überhaupt noch eine Chance auf Frieden?

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Magyar Nemzet (HU) /

Situation erinnert an Vietnam

Seit dem Einmarsch der US-Truppen im Jahr 2001 wurde in Afghanistan praktisch kein Fortschritt hin zu einer Friedenslösung erzielt, analysiert Magyar Nemzet:

„Was ist los in Afghanistan? Die Regierung in Kabul und die auf ihrer Seite stehenden US-Streitkräfte sind der Lösung des Konflikts - also dem militärischen Sieg - keinen Schritt näher gekommen als vor einem, fünf oder zehn Jahren. Experten sprechen von einer militärischen Pattsituation, was in die Guerilla-Sprache übersetzt bedeutet, dass die Aufständischen im Vorteil sind. ... Die Situation erinnert in vielerlei Hinsicht an die Endphase des Vietnamkriegs. ... Im Kreis der in Afghanistan stationierten US-Streitkräfte wird heute immer häufiger die Frage gestellt: 'Warum sind wir noch hier?'“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

USA müssen Pakistan einbinden

Damit der Terror nicht weiter den Alltag der Afghanen zerstört, müssen die USA endlich Konsequenzen ziehen, fordert die Süddeutsche Zeitung:

„Militärische Druckmittel hat Washington nur noch sehr begrenzt, es bleibt nur das Ringen um den diplomatischen Wurf. Präsident Donald Trump müsste dafür Pakistan einbinden, statt die Partnerschaft aufzukündigen, so quälend das für Washington auch ist. Nur mithilfe der Regierung in Islamabad werden Friedensgespräche mit den Taliban möglich. Wenn das pakistanische Sicherheits-Establishment nicht eingebunden wird, kann es die Aussöhnung weiter untergraben. Um Pakistans Vertrauen zu gewinnen, führt der Weg für Trump über Peking. China hat sich zu einer wirtschaftlichen Schutzmacht Pakistans entwickelt und nutzt das vom Westen hinterlassene Vakuum in Afghanistan aus.“

Le Figaro (FR) /

Alexander den Großen zum Vorbild nehmen

Um das zerrüttete Verhältnis zum afghanischen Volk zu kitten, empfiehlt Le Figaro den USA einen Blick in die Antike:

„Die US-amerikanischen Irrtümer, die durch die Finanzflüsse ausgelöste Korruption und die Attentate haben die Afghanen gegen Washington aufgebracht. Die Amerikaner könnten sich ein Beispiel an Alexander dem Großen nehmen, dem es gelungen ist, dieses faszinierende Land zu zähmen, wo das Schreckliche und das Erhabene einander so nah sind und wo er seinen eurasischen Traum eine Zeit lang verwirklichte. Er kämpfte als Ehrenmann an der Spitze seiner Truppen und einer Karawane von Gelehrten, in seinem Zelt las er Herodot und nicht etwa sein eigenes Lehrbuch über Aufstandsbekämpfung, seine Generäle verheiratete er mit örtlichen Prinzessinnen. ... Er hatte sich den Respekt der Afghanen erarbeitet.“