Washington macht Ernst mit Iran-Sanktionen

Washington setzt am heutigen Montag die nach eigenen Angaben bislang härtesten Wirtschaftssanktionen gegen den Iran in Kraft. Sie sollen die Ölindustrie, den Finanzsektor und die Transportbranche treffen. Nach dem Atomabkommen von 2015 hatten die USA ihre Sanktionen gegen Teheran ausgesetzt. Kommentatoren halten es für möglich, dass sich Washington mit seinem harten Kurs verkalkuliert.

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Der Tagesspiegel (DE) /

Ein anderes Kaliber als Nordkorea

Der US-Präsident wird mit seinen brachialen Methoden dieses Mal wohl keinen Erfolg haben, vermutet Der Tagesspiegel:

„[Die Front] ist alles andere als geschlossen. ... Außer Amerika will jeder der Unterzeichner an der Übereinkunft mit Teheran festhalten. ... Erschwerend kommt hinzu: Trump unterschätzt die Entschlossenheit seines Gegners. Das iranische Regime leistet nach eigener Lesart seit der Revolution 1979 dem Erzfeind Amerika erfolgreich Widerstand. Dass Washington nun wieder das Land in die Knie zwingen will, bestärkt gerade die ideologischen Hardliner in ihrem Hass auf den Westen... . Das macht den Iran zu einem Kontrahenten, der von einem ganz anderen Kaliber ist, als etwa Nordkoreas Diktator Kim Jong Un.“

La Stampa (IT) /

USA setzen auf Sturz des Regimes

Trump hofft, dass sich die Wut der Iraner bald gegen ihre eigene Regierung wendet, analysiert der New York-Korrespondent von La Stampa, Paolo Mastrolilli:

„Offiziell sagt Washington, dass es keinen Regimewechsel will, sondern nur eine tiefgreifende Veränderung im Verhalten des Iran. … Doch unterschwellig spielt die Bereitschaft, einen Regimewechsel von unten herbeiführen zu wollen, laut vieler Analysten keine unwesentliche Rolle. Schon jetzt befindet sich die iranische Wirtschaft im Würgegriff der Sanktionen. Doch bevor sie die Revolutionsgarde treffen, erzeugen sie Ressentiments in der Bevölkerung, treiben sie zum Protest an und schwächen die Regierung von Präsident Rohani. Neue Sanktionen könnten den Aufstieg der Hardliner begünstigen, aber auch die Wut der Bevölkerung stärken.“

Dagens Nyheter (SE) /

Teheran sollte es sich mit EU nicht verscherzen

Dagens Nyheter findet es unverständlich, dass der Iran offenbar nicht versucht, die Gunst der EU zu gewinnen:

„Die Währung des Landes hat innerhalb eines Jahres gegenüber dem Dollar um 70 Prozent verloren, die Inflation galoppiert und die Wirtschaft steht am Abgrund. Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Enthüllungen über aggressive iranische Aktionen in Europa schwer zu verstehen. Letzte Woche gab es Meldungen, dass der Geheimdienst des Iran ein Attentat gegen Exiliraner in Dänemarkgeplant hat; ein Iraner mit norwegischen Pass wurde vom [Staatsschutz] Säpo in Göteborg verhaftet. Im Sommer kam ein Terrorkomplott in Frankreich ans Licht, mit Verbindungen nach Belgien und Österreich. Vor einem Jahr wurde ein Exiliraner in den Niederlanden ermordet. Der Iran sollte vor dem Hintergrund seiner Konfrontation mit den USA seine Beziehungen zur EU besser pflegen.“