Warum gehen 1.000 Jobs bei GE in Belfort verloren?

Aufgrund von Einbußen im Bereich Gasturbinen will General Electric im ostfranzösischen Werk Belfort rund 1.000 Stellen streichen. Der US-Technologiekonzern hatte 2014 die Energiesparte des französischen Alstom-Konzerns übernommen und die Schaffung hunderter neuer Jobs in Belfort versprochen. Aus unterschiedlichen Gründen geben Kommentatoren dem französischen Staat die Schuld am Abbau der Arbeitsplätze.

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Contrepoints (FR) /

Energiewende vernichtet Arbeitsplätze

Die Beschäftigten in Belfort sind Opfer der staatlich geförderten Energiewende, ärgert sich Contrepoints:

„Die Lage ist in allen Ländern, die erneuerbare Energien subventionieren, und für alle Hersteller gleich. Alle sitzen auf unverkauften Turbinen. Siemens und Mitsubishi sind in derselben Situation. ... GE wird seine Aktivitäten vereinfachen, die Luftfahrt bevorzugen und in den kriselnden Geschäftsbereichen kürzen, wie beispielsweise bei den Gasturbinen. … Liest man die unterschiedlichen Einschätzungen der Berichte von [der Umweltbehörde] ADEME, dem Umweltministerium oder der [Investmentbank] Natixis, ist unklar, wie viele neue Stellen die Energiewende eigentlich bringen soll: 100.000? 900.000? Gar 18 Millionen? Oder etwa keine? Fest steht, dass sie in Belfort 1.000 Jobs kaputt macht.“

Le Figaro (FR) /

Neoliberaler Staat löst Desaster aus

Der französische Staat hat in seiner Pflicht versagt, Arbeitsplätze zu sichern und hätte dem Verkauf der Sparte an das US-Unternehmen niemals zustimmen dürfen, wettert Ökonom Jean-Charles Hourcade in Le Figaro:

„Es wird deutlich, welche Desaster die Habgier des französischen Kapitalismus auslöst, der stets Industriestrategien den Vorrang gibt, die kurzfristige finanzielle Profite versprechen. Die französische Oligarchie ist vor den Sirenen der Märkte und der Finanzanalysten eingeknickt. … Der Staat ist der neoliberalen Ideologie unterworfen, räumt der Deregulation sowie dem 'freien und unverfälschten Wettbewerb' Vorrang ein und protestiert wie einst [der frühere sozialistische Premier] Lionel Jospin: 'Der Staat kann nicht alles.' Damit hat der Staat in Frankreich diese selbstmörderischen Trends gefördert.“