Corona-Demo in Berlin: Entsetzen nach Exzessen

Rund 38.000 Menschen haben am Samstag in Berlin gegen die Corona-Maßnahmen in Deutschland protestiert. Dabei duldeten sie auch Rechtsextreme in ihren Reihen, es kam mehrfach zu Ausschreitungen, zudem stürmten aggressive Demonstranten trotz Absperrungen die Treppe zum Reichstag. Pressekommentare zeugen von Bestürzung und Empörung.

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Der Standard (AT) /

Hass frisst sich in die Mitte der Gesellschaft

Beängstigend findet Der Standard die Kundgebungen:

„Es ist eine solche Verachtung und ein solcher Hass auf das System zu spüren, wie man sie von den antiislamischen Demos der Pegida schon kennt. Aber diese Wut frisst sich immer mehr in die Mitte der Gesellschaft. Von der Merkel-Diktatur ist die Rede, vom Terrorregime, es wird sogar das Bild der NS-Widerstandskämpferin Sophie Scholl (Weiße Rose) missbraucht. Jeglicher Maßstab ist völlig verrutscht. Wenn die Corona-Politik der Regierung mit NS-Politik gleichgesetzt wird, dann tun sich Abgründe auf. Der Mund-Nasen-Schutz ist keine Foltermaßnahme. Aber dem sogenannten bürgerlichen Spektrum ist es offenbar mittlerweile ganz egal, dass zu dieser Demo auch AfD und NPD aufgerufen haben.“

tagesschau.de (DE) /

Mit Rechtsextremen demonstriert man nicht

Dass es den Organisatoren und vielen Demonstrierenden offenbar egal ist, mit wem sie durch die Straßen marschieren, entsetzt tagesschau.de:

„Sie haben die Reichskriegsflaggen in ihren Reihen geduldet, es gab im Vorfeld und auch während der Demonstration keine öffentliche Distanzierung, keinen Protest. Und damit haben sie sich selbst diskreditiert. Wer mit Rechtsextremen gemeinsame Sache macht, vertritt keine legitimen Interessen. ... Warum wurden die Nazis nicht schon während oder vor der Demo zu unerwünschten Personen erklärt? Vielmehr war klar, was kommen würde. Keiner kann sagen, er habe von Nazis nichts gewusst.“

Duma (BG) /

Anderen zu schaden, ist kein Recht

Die Corona-Proteste in Berlin und anderen Städten basieren auf einem verkehrten Verständnis von Freiheit, meint Duma:

„Die Protestierenden glauben offensichtlich, dass ihnen die Freiheit zusteht, mit dem Virus in Kontakt kommen zu können, oder das Recht, ungestört krank zu werden und sogar ihr Leben aufs Spiel zu setzen, wenn sich die Infektion in ihrem Körper festsetzt und von Organ zu Organ wandert. … Und noch mehr: Diese Menschen, die jegliche Einschränkungen ablehnen, glauben offenbar, dass sie das Recht haben, nicht nur sich selbst zu gefährden, sondern auch ihre Familien, Freunde, Kollegen und Nachbarn. … Wenn Freiheiten und Rechte von infantilen Gehirnen beansprucht werden, werden sie zu Anti-Werten, die für die Gesellschaft gefährlich sind.“