"Marsch für die Familie" in Litauen

Am Samstag, dem Internationalen Tag der Familie, haben in Vilnius rund 10.000 Menschen am "Marsch für die Familie" teilgenommen. Sie richteten sich gegen aktuelle Entwicklungen, die sie als Bedrohung traditioneller Familienwerte wahrnehmen, wie die Istanbul-Konvention oder Rechte für LGBT+. Den Videogruß an alle Bürger vom Präsidenten Gitanas Nausėda am selben Tag werteten die Organisatoren als Zeichen der Unterstützung.

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Lietuvos rytas (LT) /

Allen gefallen geht nun mal nicht

Lietuvos rytas kritisiert die Videobotschaft des Präsidenten:

„Man konnte heraushören, dass er den Inhalt mit beiden Seiten verhandelt hatte. In seiner Rede sicherte er der Partnerschaft von Homosexuellen zwar Unterstützung zu, betonte aber gleichzeitig, dass sie auf keinen Fall der traditionellen Familie von Mann und Frau gleichgestellt sein dürfe. Daher überrascht es nicht, dass es nach diesem Gruß Enttäuschte auf beiden Seiten der Barrikaden gab. Nausėda wollte allen gefallen - und das ist ihm misslungen.“

Delfi (LT) /

Sammelbecken für Aufmerksamkeitsbedürftige

Aus den "Familienverteidigern" wird eine politische Bewegung entstehen, prognostiziert Delfi:

„Die Themen Familie und Kinder sind ideal, um Aufmerksamkeit zu erhalten und die Gesellschaft zu mobilisieren. Wenn man keine Lust oder Kapazität hat, zu analysieren, wer oder was hinter solchen Initiativen steckt, können sie auch ganz in Ordnung erscheinen. Aber ein genauer Blick ist hier sehr wichtig. Wer sind die Leute, die so was organisieren? Was machen sie jetzt und was haben sie früher gemacht? Für welche Werte stehen sie? Welche wahren Ziele haben sie? Solche Initiativen ziehen verschiedene radikale Persönlichkeiten und Politiker an, die durch ihre politischen Fehler und Skandale bereits abgehängt wurden.“

Új Szó (SK) /

Postsozialistisches Divide et impera

In Osteuropa nutzen Regierungen das Thema Familie oft als reines Machtmittel, beobachtet Új Szó:

„In den postsozialistischen Ländern funktioniert der Begriff der sogenannten traditionellen Familie als ein Mantra. ... Die jeweiligen Regierungen können, wenn ihre Macht stark genug ist, soweit gehen, dass sie sogar in die Verfassung schreiben lassen, was die traditionelle Familie ihnen bedeutet. ... [Inzwischen] wissen sie auch, dass die Wahrheit durch Gesetzgebung nicht verändert werden kann. Sie spalten damit nur die Bevölkerung in Gruppen, geben ihnen Scheinargumente in die Hand und hetzen sie gegeneinander auf, damit sie in Ruhe herrschen können.“