Netflix-Hit: Was macht Don't Look Up so erfolgreich?

In der aktuellen Netflix-Produktion Don’t Look Up warnen zwei Wissenschaftler die Menschheit vor einem Asteroiden, der auf die Erde zurast, doch kaum jemand hört ihnen zu. Viele Rezensenten finden die starbesetzte schwarze Komödie als Parabel auf die Klimakrise zu plump. Für Europas Presse trifft der Film den Nagel auf den Kopf.

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Der Spiegel (DE) /

Relevanz schlägt Ästhetik

Es stimmt zwar, dass der Inhalt recht plump ist, wie viele Filmkritiker monieren, aber das zählt hier nicht, meint Der Spiegel:

„Die Welt braucht diesen Film. Und noch möglichst viele andere, die in die gleiche Kerbe hauen, möglichst brutal, möglichst einfach zu verstehen, mit möglichst viel Star-Power. Unterhaltsam, aber nicht schonend. Denn dass ein Film allzu plump darstellt, dass die Welt sich gerade in eine Katastrophe hineinmanövriert, wenn das aber nun einmal den Tatsachen entspricht, mag ein aus ästhetischer Perspektive relevanter Einwand sein, sonst aber eben nicht, wenn er beim Publikum funktioniert. Relevanz schlägt Ästhetik oder Subtilität, wenn es um die Zukunft der Erde geht, sorry.“

Phileleftheros (CY) /

Eine Allegorie auf das wahre Leben

Die Corona-Krise gibt dem Film recht, findet Phileleftheros:

„Das Drehbuch hat den Puls der Zeit getroffen, in der wir leben. ... Und wer in der Vergangenheit daran gezweifelt hat, dass wir im Angesicht einer Katastrophe nicht zusammenstehen und nach einer Lösung suchen, dem gibt der Umgang mit der Pandemie die Antwort, die er braucht. …Der Film ist eine Allegorie. Ob wir nun über die Pandemie, über den Klimawandel oder über alles, was uns zerstören kann, sprechen, die Essenz ist dieselbe. Die Chancen, dass wir zum Erfolg kommen, sind gering. Wir streiten uns, während das Ende der Welt direkt neben uns stattfindet - wie in Don't Look Up.“

Magyar Hírlap (HU) /

Da hilft nur noch der Himmel

Der Nihilismus des Films ist für Magyar Hírlap empörend, aber auch treffend:

„Gerade deswegen muss man diesen Film doch sehen. Aufgrund eines leider realistischen Befundes erweckt er in einer perfiden und destruktiven Art und Weise die Vorstellung, dass die gesamte Existenz des Menschen ziellos und sinnlos sei, und dass es dementsprechend völlig hoffnungslos sei, an irgendetwas zu glauben oder auf irgendetwas zu hoffen. ... Ein dunkler und lügnerischer Film über eine Welt, die in Dunkelheit und Lüge gedrängt wurde. Menschheit, sieh' auf zum Himmel!“