Emigration aus Russland nimmt zu

Der Krieg gegen die Ukraine treibt nicht nur Millionen Menschen von dort in die Flucht, sondern fördert auch einen Exodus aus Russland - prominent zuletzt die Primaballerina des Bolschoi-Theaters, Olga Smirnowa, die nun in den Niederlanden ist. Laut einer Auswertung von Thrivemyway suchten Russen seit Ende Februar millionenfach im Netz nach "Auswanderung aus Russland 2022". Wie wird Europa sie aufnehmen?

Alle Zitate öffnen/schließen
El País (ES) /

Asyl für die Kämpfer um Freiheit und Demokratie!

Michail Sygar, der ehemalige Chefredakteur und Moderator des unabhängigen russischen Fernsehsenders Doschd und Christophe Deloire von Reporter ohne Grenzen fordern in El País die Europäer auf, russischen Exilanten den Flüchtlingsstatus zu gewähren:

„Sie haben einen langen Kampf für Freiheit und Demokratie geführt, den sie gerade verloren haben. ... Unabhängige russische Journalisten und die russische Zivilgesellschaft im Exil brauchen die Unterstützung demokratischer Länder wie der Vereinigten Staaten und der Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ihnen muss der Flüchtlingsstatus zuerkannt werden. ... Wir fordern das Weiße Haus, den Europäischen Rat und die Europäische Kommission auf, einen ehrgeizigen Aufnahmeplan umzusetzen, damit diese freien russischen Stimmen ihren intellektuellen Widerstand aufrechterhalten können. “

Público (PT) /

Diskriminierung spielt Putin in die Karten

Público warnt davor, die Ausgewanderten wegen ihrer russischen Herkunft zu verurteilen:

„Fremdenfeindlichkeit wird das Gefühl der Ungerechtigkeit angesichts des Verlusts unschuldiger Menschenleben in der Ukraine nicht aufhalten. ... Wir würden die russische Propaganda befördern, die besagt, dass der moralistische Westen, der den Russen eine Neigung zum Autoritarismus unterstellt, derselbe Westen ist, der am Ende aufgrund von Nationalität und kultureller Herkunft verfolgt - und dabei vergisst, was er zu verteidigen vorgibt: Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Achtung des Einzelnen, Vielfalt und Pluralismus.“

Ria Nowosti (RU) /

Es gibt kein Zurück mehr

Die regierungsnahe Ria Nowosti gibt die Position Putins wieder:

„Viele Vertreter unserer 'Elite' haben sich aus dem Land abgesetzt, sie sind schlichtweg abgehauen. Einige aus Furcht. Andere, weil sie es nicht ertragen, weiter die gleiche Luft wie der Plebs zu atmen. Es geschah hier also nicht nur Verrat am eigenen Volk, sondern das, was Putin sehr richtig den natürlichen und notwendigen Prozess der Selbstreinigung unserer Gesellschaft nannte. Alle sehen, wer in schwerer Stunde was unter Heimat versteht. Es gibt keinen Weg zurück - nicht in dem Sinne, dass sie nicht zurückkommen könnten (was viele tun werden), sondern, weil wir nicht mehr zurückkönnen: Unsere Einstellung zu den Geflohenen ist nicht mehr die alte.“