Jetzt auch die Deutsche Bank: Droht neue Finanzkrise?

Nach dem Bankenbeben in den USA erreichen die Erschütterungen auch Europa. Vergangene Woche sanken die Aktien des größten deutschen Geldinstituts zeitweise um bis zu knapp 15 Prozent. Das Vertrauen ins Bankensystem bleibt erschüttert trotz politischer Beteuerungen. Ansätze, wie dieses zurückzugewinnen ist, finden sich in den Kommentarspalten der europäischen Presse.

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Observador (PT) /

Inflation als größere Gefahr

Die Risikobeurteilung der Zentralbanken erklärt Observador:

„Finanzielle Instabilität hat den Effekt, die Wirtschaft abzukühlen, indem sie die Kreditvergabe reduziert. Da dies jedoch in ungeordneter und für die Wirtschaft potenziell gefährlicher Weise geschieht, könnte es eine Rezession auslösen. Unter diesem Gesichtspunkt wäre es gerechtfertigt, wenn die Zentralbanken eine Pause einlegen oder die Intensität der Zinserhöhungen verringern würden, um den Druck auf die Geschäftsbanken und die Wahrscheinlichkeit weiterer Insolvenzen zu mindern. Bislang vertreten die Federal Reserve und die EZB jedoch den Standpunkt, dass der Finanzsektor widerstandsfähiger ist als 2008 und dass die verzerrende Wirkung der Inflation mittel- und langfristig viel gefährlicher für die Finanzstabilität ist.“

El País (ES) /

Bankenkrise weitet sich aus

Die EZB könnte mehr tun gegen die Volatilität des Finanzmarktes, findet El País:

„Erst am 24. März wurde berichtet, dass Deutschlands größte Bank 8,5 Prozent ihres Börsenwerts verloren hat. ... Die Krise ist nicht gelöst, die Reaktion von Christine Lagarde war langsam und die Maßnahmen waren nicht energisch genug. ... Sowohl die Federal Reserve (Fed) als auch die EZB haben beschlossen, ihre Pläne vorerst weiterzuverfolgen, um ihre Glaubwürdigkeit im Kampf gegen die Inflation nicht zu gefährden. ... In Europa gibt es Anzeichen von Orientierungslosigkeit bei der EZB. Dabei steht die Vollendung der Bankenunion nach der Finanzkrise von 2008 immer noch aus. Es muss endlich ein Gemeinschaftsfonds eingerichtet werden, der die Einlagen aller Bürger im Euroraum garantiert.“

Naftemporiki (GR) /

Unsicherheit bleibt

Die Krise ist noch nicht ausgestanden, meint Naftemporiki:

„Die seit gestern in Anlegerkreisen herrschende relative Ruhe bedeutet nicht, dass die Probleme vorbei sind. Ganz im Gegenteil – was letzten Freitag mit der Deutschen Bank passiert ist, dem systemrelevantesten Konzern Europas, lässt zumindest für die nächsten Wochen Unsicherheit aufkommen. Gefragt ist daher die Vorsicht der Anleger, um mögliche weitere Schläge zu antizipieren. Aber auch, um sicherzustellen, dass die Banken über ausreichende Kraftreserven verfügen, um ihre Eigenkapitaltitel vor einer möglichen vorübergehenden oder vollständigen Abwertung zu schützen. Damit soll ein Abwandern der Einlagenbasis vermieden und Kapitalvermögen gesichert werden.“