Banken: Fusion mit UBS soll Credit Suisse retten

Nach dem drastischen Verlust von Vertrauen in die Credit Suisse will die Schweizer Großbank UBS nun ihre kriselnde Konkurrentin übernehmen. Die größte Bankenfusion in Europa seit der Finanzkrise von 2008 soll von der Schweizerischen Nationalbank mit bis zu 100 Milliarden Franken (rund 101 Milliarden Euro) abgesichert werden. Sinnvoll oder gefährlich?

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Corriere della Sera (IT) /

Eine Nummer zu groß

Corriere della Sera warnt vor den Folgen der Fusion:

„Die Schweiz wird eine Bank haben, deren Vermögen doppelt so hoch ist wie das Bruttoinlandsprodukt des Landes. ... Es bleibt also abzuwarten, wer in der Eidgenossenschaft wirklich das Sagen haben wird: die Regierung oder der CEO der größten Bank? … Selbst wenn das neue Unternehmen, das aus der Fusion zweier der größten europäischen Banken hervorgeht, verschlankt werden sollte, wird es immer noch zu groß sein für das Land, in dem sie ihren Sitz und einen Großteil ihrer Geschäfte haben wird. Zu groß, um zu scheitern, aber auch zu groß, um gerettet zu werden, wie es bei der Credit Suisse der Fall war.“

Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Es geht um Wohlstand und Arbeitsplätze

Warum es niemandem egal sein kann, wenn Banken straucheln, erklärt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:

„[W]eil Unternehmen ohne funktionierende Banken und Finanzmärkte nicht lange überlebensfähig sind. Es geht bei den Staatsgarantien und Milliardenkrediten der Notenbanken am Ende um die Rettung der Realwirtschaft – und damit um Wohlstand und Arbeitsplätze. Taumelnde Banken sind nichts Abstraktes. ... Beschäftigte, die in einer tiefen Rezession ihren Arbeitsplatz verlieren, verdienen auch Jahrzehnte später noch weniger. Zudem haben sich Finanzkrisen in der Vergangenheit als Katalysator für Populismus erwiesen. Auch das kann niemand wollen.“

Irish Independent (IE) /

EU darf sich nicht zurücklehnen

Irish Independent ist nach der Rettungsaktion für Credit Suisse nur bedingt beruhigt:

„EU-Aufsichtsbehörden und Politiker verkündeten prompt, dass die europäischen Banken in ihren Grundfesten gesund blieben – das schon allein ist ein Satz, der beunruhigende Erinnerungen weckt. ... Solche Zusicherungen sind begrüßenswert, aber die EU hat sich immer noch nicht auf einen europäischen Fonds zur Einlagensicherung einigen können. Dieser sollte die Banken widerstandsfähiger machen und das Risiko eines Sturms auf die Banken reduzieren, falls sich der Schrecken von 2008 wiederholen sollte. ... Es ist nicht die Zeit für Panik, aber eben auch nicht für Selbstzufriedenheit.“

Kathimerini (GR) /

Keine Gefahr für Griechenland

Kathimerini analysiert:

„Die Krise bei der Credit Suisse könnte nach Europa überschwappen, insbesondere auf schwache italienische Banken. Glücklicherweise haben die vier systemischen Banken in Griechenland große Anteile ihrer Problemkredite verkauft und enorme finanzielle Hilfe vom griechischen Staat erhalten, sodass sie jetzt in einer viel besseren finanziellen Verfassung sind als während der griechischen Wirtschaftskrise. Es ist unwahrscheinlich, dass sie bei einer Ansteckung durch die Credit Suisse Probleme bekommen werden.“

ABC (ES) /

Diesmal funktionieren die Reflexe

ABC sieht einen Lerneffekt:

„Der Verkauf der Credit Suisse markiert ein neues Rekordtempo, mit dem die Zentralbanken auf beiden Seiten des Atlantiks und die Regierungen sich in den letzten Tagen bemüht haben, den Verkauf abzuwickeln. Die Erfahrungen aus der Katastrophe von 2008 haben dazu beigetragen, dass beide Seiten schnell gehandelt haben, um eine Ansteckungsspirale einzudämmen und zu verhindern, dass die Anleger misstrauisch werden. Sie haben Reflexe gezeigt, die ihnen vor fünfzehn Jahren fehlten. Sie haben die Frühwarnung aktiviert und gleichzeitig die Märkte mit glaubwürdigen Botschaften und konkreten Maßnahmen beruhigt. “

Handelsblatt (DE) /

Es droht ein fragiles Monster

Dass die Fusion das Problem noch vergrößert, befürchtet das Handelsblatt:

„Eine starke Großbank kann schwache Kleinbanken übernehmen und sanieren oder abwickeln. Aber wenn zwei gewichtige Geldhäuser zusammengehen, ein stabiles und ein fragiles, dann - das hat sich immer wieder gezeigt - ist das Risiko sehr groß, dass ein fragiles Monster übrig bleibt. ... Im Schweizer Fall kommt hinzu: Beide Großbanken allein - UBS und Credit Suisse - sind jeweils schon eine Nummer zu groß für die relativ kleine Schweiz, was es schwer macht für Regierung und Notenbank, glaubwürdige Unterstützung zu leisten. Vor dem Hintergrund ist eine Megafusion eine alles andere als eine gute Idee.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Alternative war möglich

Für die Neue Zürcher Zeitung wäre eine Übernahme durch den Staat womöglich die bessere Lösung gewesen:

„Die Schweiz hat sich jetzt zwar einer Zombie-Bank entledigt, wacht am Montag jedoch mit einer Monster-Bank UBS auf. 'Monster' deshalb, weil ihre neue Bilanzsumme fast doppelt so gross sein wird wie die Schweizer Wirtschaftsleistung. ... Alternativlos wäre die Übernahme der CS durch die UBS wohl nicht gewesen. ... Der Staat hätte ... für die Bank gleich selbst ein Angebot machen können, ebenfalls zu einem Bruchteil des Aktienkurses. So bald wie möglich hätte er dann die Bank oder Teile davon wieder privatisieren können, womit die UBS nicht zum Riesen geworden wäre.“