Ukrainekrieg: Bekommt Trump Russland in den Griff?
Donald Trump will den Ukraine-Krieg nun auf höchster Ebene persönlich beilegen – bei einem baldigen Gipfeltreffen erst mit Putin, dann auf einem Dreiergipfel unter Beteiligung Selenskyjs. Diese Perspektive ergebe sich als Folge des "äußerst produktiven Treffens" seines Sondergesandten Witkoff mit Putin am Mittwoch im Kreml. Parallel läuft Trumps Zehn-Tage-Ultimatum an Russland am Freitag ab.
Genug Geduld bewiesen
Mladá fronta dnes fordert, dass Trump jetzt Russland in den Schwitzkasten nehmen muss:
„Gestern deutete nichts darauf hin, dass Wladimir Putin dem jüngsten Druck Washingtons nachgeben oder zumindest einen Kompromiss anbieten würde. Sollten sich die vorläufigen Schlussfolgerungen des Treffens bestätigen, bedeutet dies, dass Trump keine Wahl mehr hat. Zwar ist ein Frontalzusammenstoß der beiden Lokomotiven noch nicht nötig, doch der amerikanische Präsident muss gegenüber Russland nicht nur verbal härter auftreten, sondern auch seine früheren Versprechen einlösen. Niemand kann ihm vorwerfen, er sei mit Putin nicht äußerst geduldig gewesen. Gebracht hat das nichts. Jetzt sollte er daher zeigen, was seine Sanktionen bewirken können, wenn er sein Gesicht wahren will.“
Frieden in weiter Ferne
Die Perspektiven für die Ukraine haben sich keineswegs verbessert, klagt Le Soir:
„Der US-Präsident glaubt selbst nicht so recht an die Wirkung dieser Drohungen, während das Kreml-Umfeld sich bereits bemüht, die Tragweite eventueller Maßnahmen zu minimieren. Welchen faulen Trick wird der Kreml aus seinem Hut ziehen, um das Unwetter vorbeiziehen zu lassen? Ein Angebot für einen beidseitigen Luft-Waffenstillstand? ... Wie dem auch sei, die Perspektive eines 'gerechten und dauerhaften Friedens' in der Ukraine scheint noch weit entfernt. Ganz zu schweigen von einer künftigen Vereinigung der Völker Europas mit einem befriedeten Russland.“
US-Präsident drückt sich um die Sanktionen
Journalist Dmitri Kolesew äußert in einem von Echo übernommenen Telegram-Post keine hohen Erwartungen an das Gesprächsergebnis:
„Witkoff sprach drei Stunden mit Putin und berichtete dann Trump etwas, sodass dieser freudig von einem noch nicht da gewesenen Fortschritt redete. ... Es ist schwer zu glauben, dass Putin sich tatsächlich auf wesentliche Zugeständnisse eingelassen hat. Eher vermute ich, dass Trump nach jeder beliebigen Gelegenheit greift, um die versprochenen Sanktionen und Zölle nicht einzuführen, und jedweden neuen Schachzug Putins (wie einen angekündigten Luftkrieg-Waffenstillstand) als 'Fortschritt' darstellt. “
Waffenstillstand wäre ein großer Fortschritt
Ein Friedensabkommen ist ein gegenwärtig schwer zu verwirklichender Kompromiss, weshalb Zwischenlösungen erstrebenswert sind, so Keskisuomalainen:
„Russland müsste akzeptieren, dass die Ukraine Sicherheitsgarantien von der Nato oder den westlichen Ländern erhält. Bei einem Frieden würde die Ukraine enorme Landverluste und möglicherweise auch Bevölkerungsverluste erleiden. Russland hingegen würde sein eigentliches Ziel, nämlich die Unterwerfung der Ukraine, nicht erreichen. Dafür müssten die europäischen Länder Sorge tragen. Eine schnelle Friedenslösung à la Trump ist in den nächsten Wochen kaum zu erwarten, aber wenn es zu einem Waffenstillstand käme, wäre das schon ein großer Fortschritt.“