Ukraine beschießt russische Export-Pipeline
Die Ukraine hat im August zweimal Pumpstationen der Druschba-Pipeline in Westrussland beschossen. Dadurch wurde der Transport russischen Rohöls nach Belarus und weiter in die EU unterbrochen. Ungarn und die Slowakei protestierten in Kyjiw und Brüssel vehement gegen die Attacken – Viktor Orbán sogar bei Trump. Kommentatoren beleuchten das Geflecht aus wirtschaftlichen und politischen Interessen rund um die Öllieferungen.
Ungarn sollte Discount-Putin meiden
Népszava kritisiert Ungarns merkantile Haltung, die Russlands Vorgehen in der Ukraine ausblendet:
„Laut Brüssel finanziert man, wenn man nach dem 24. Februar 2022 noch Putin bezahlt, die Bombardierung der Ukraine und befindet sich damit - guten Morgen! - bereits im Krieg, und zwar auf der Seite des Aggressors. ... Auch wenn dies heute zweifellos auch noch für mehrere andere Mitgliedstaaten zutrifft, verkündet außer uns [Ungarn] niemand lautstark: 'Putin ist der billigste'. Nach Ansicht der anderen hat sich dieser Discount-Putin aber durch die systematische Auslöschung der Ukrainer aus dem Kreis der Geschäftspartner verabschiedet. ... Außerdem hat der Kreml Energie nie als Ware betrachtet, sondern als Mittel zur Ausweitung seiner Macht.“
Der Schuss kann nach hinten losgehen
Die Ukraine sollte Orbán keine politische Munition liefern, warnt Ewropeiska Prawda:
„Das zentrale Risiko des derzeitigen Drucks seitens der Ukraine [auf Ungarn] besteht darin, dass jede Störung des Transports als 'ukrainischer Angriff auf ungarische Verbraucher' dargestellt und für innenpolitische Stimmungsmache genutzt werden kann – insbesondere im Vorfeld der Parlamentswahlen im April 2026. Man erinnere sich an Orbáns jüngste 'Referendum'-Kampagne, mit der die Ungarn gegen einen EU-Beitritt der Ukraine mobilisiert wurden – was die Regierung des Landes nutzte, um die Verhandlungen zu blockieren. Aus diesem Grund kann der Angriff auf die Druschba-Pipeline kurzfristig auch Risiken für die Ukraine schaffen.“
Nicht an Europas Energiesicherheit kratzen
Echo24 findet, die EU sollte ein Machtwort sprechen:
„Neben dem verständlichen Bemühen [der Ukraine], Russland zu schaden, gibt es hier ein offensichtliches Motiv, der Slowakei und Ungarn zu schaden, deren Premiers Selenskyj aufrichtig verachtet. Sie verfolgen innerhalb der EU eine sogenannte prorussische Politik. ... Andererseits subventioniert der Westen, oder eigentlich nur die EU, heute ein Fünftel des ukrainischen Staatshaushalts, sonst würde das Land bankrottgehen. Und natürlich hat jeder, der zahlt, das Recht zu beraten, Empfehlungen abzugeben und gehört zu werden. So könnte die EU Selenskyj raten, eine Ölpipeline, die Teil der europäischen Energiesicherheit ist, nicht zu beschießen.“