Wachsender Antisemitismus seit dem Hamas-Massaker

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 haben judenfeindliche Straftaten europaweit massiv zugenommen. Zudem wird auf Straßen, in Universitäten und Parlamenten lautstark gegen Israel demonstriert. Grund dafür ist nicht zuletzt der israelische Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen. Die europäische Presse ist besorgt.

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Expressen (SE) /

Keine kollektive Schuld!

Expressen stellt entsetzt fest, dass der Antisemitismus auch in Schweden um sich greift:

„Kritik an Israel ist nicht per se Antisemitismus, aber schwedische Juden für die Ereignisse im Nahen Osten verantwortlich zu machen, ist ein Paradebeispiel dafür. Die Vorstellung einer kollektiven Schuld, die alle mit jüdischem Blut teilen, ist nicht nur uncool. Sie ist rassistisch und gefährlich. ... Antisemitismus kann roh und offen sein: Sieg Heil-Parolen und Zyklon-B-Kanister vor der Synagoge. Er kann aber auch subtil sein, mit giftigen Kommentaren und sogenannten Witzen. ... Um so die Botschaft zu senden: Ihr gehört nicht hierher.“

Le Figaro (FR) /

Judenfeindlichkeit gilt wieder als legitim

Der Philosoph Pascal Bruckner findet in Le Figaro harte Worte für den auflebenden Antisemitismus:

„Am 7. Oktober 2023 fiel ein Tabu. ... Kaum war die Nachricht vom Massaker bekannt, kamen die Wölfe aus dem Wald. Es war das massivste judenfeindliche 'Coming-out' seit 1945, besonders im Kreis der Linken und der radikalen Linken. ... Die 'zionistische Krake' war endlich im Herzen getroffen. Anstatt sich über die begangenen Gräueltaten zu entsetzen, wurden sie gerechtfertigt, ja sogar bejubelt – im Namen des Widerstands gegen den Kolonialismus. Zum ersten Mal seit 1945 konnte man wieder Juden in großer Zahl töten. ... An diesem Tag wurde eine Lizenz zum Töten ausgestellt: Antisemitisch zu sein, gilt seither als moralisch.“

El País (ES) /

Die extreme Rechte als die neuen Freunde Israels?

Die Soziologin Eva Illouz verweist in El País auf neue Bündnisse:

„In vielen Demokratien positioniert sich die extreme Rechte am deutlichsten gegen Antisemitismus. ... Netanjahu hat mit Geschick internationale Allianzen mit Vertretern dieses Spektrums geschmiedet (Orbán, Trump, Modi, Milei, Duda). Es gelang ihm, den israelisch-palästinensischen Konflikt als einen Zivilisationskrieg darzustellen, in dem Israel den Westen beschütze. ... Das ist schlecht. In der Moderne war die extreme Rechte ein Nährboden für Antisemiten. Heute finden Juden bei ihr Ruhe und Trost, nachdem die Linke aufgegeben hat. ... Viele zionistische Juden betrachten rechtsextreme Parteien als ihre Freunde. Das zeigt, wie bedrängt sie sich fühlen und wie chaotisch die Welt der Ideologien geworden ist.“