Einigung zu Gaza: Nahost auf dem Weg zum Frieden?
Israel und die Terrororganisation Hamas haben sich laut US-Präsident Trump auf die Umsetzung der ersten Phase eines Friedensplans geeinigt. Demnach werden alle israelischen Geiseln freigelassen und Israel wird seine Armee zurückziehen. Die Hamas bestätigte die Einigung. Kommentatoren beleuchten die Chancen für einen dauerhaften Frieden in Nahost und diskutieren Trumps persönliche Rolle dabei.
Diesmal funktioniert die Methode Trump
Gerade sein unorthodoxes Gebaren könnte Trump zum Erfolg verhelfen, freut sich La Stampa:
„Es gibt nur einen einzigen Faktor, der die Geschichte dieser Verhandlungsstunden im Nahen Osten von allen bisherigen unterscheidet. Die Anwesenheit von Donald Trump. Es mag paradox erscheinen, aber gerade die Unberechenbarkeit, die Impulsivität und die völlige Gleichgültigkeit gegenüber Institutionen des unkonventionellsten Präsidenten in der Geschichte der Vereinigten Staaten sind der eigentliche Wendepunkt an einem Verhandlungstisch, der ohnehin einen Bruch mit der Vergangenheit darstellt. Dieselben Elemente, die ihn in Bezug auf die Stabilität des amerikanischen demokratischen Systems manchmal beunruhigend machen, werden in den Verhandlungen in Sharm el-Sheikh entscheidend.“
Das wäre den Nobelpreis wert
Falls Trump einen dauerhaften Frieden schaffen kann, hat er alle Ehren verdient, findet Helsingin Sanomat:
„Trump verändert die Vorstellungen davon, wie Frieden geschaffen wird. Er betrachtet Friedensprozesse auch als Deals und Geschäfte, bei denen es Gewinner und Verlierer sowie wirtschaftliche Vorteile gibt. Traditionelle diplomatische Kanäle und UN-Prozesse bedeuten ihm nichts. … Trump strebt schnelle und spektakuläre Ergebnisse an. Seine Methoden stehen im Widerspruch zu den traditionellen Idealen der Friedensstiftung – aber sie können trotzdem Kriege beenden. Trump droht, setzt auch seine Verbündeten unter Druck und schürt Handelskriege. … Wenn im Nahen Osten oder in der Ukraine im Namen Trumps ein dauerhafter Frieden erreicht wird, hat Trump seinen Nobelpreis verdient.“
Offene Fragen bei Palästinenser-Forderungen
Corriere della Sera erinnert an die noch nicht geregelte Freilassung palästinensischer Häftlinge:
„Die Palästinenser wollen die Freilassung von Marwan Barghouti und Ahmad Saadat erreichen, zwei der wichtigsten Führer der zweiten Intifada, die zu mehrfach lebenslänglichen oder langen Haftstrafen verurteilt wurden. Barghouti gilt unter den Palästinensern als Symbol des Widerstands, und internationale Diplomaten, darunter auch einige israelische Politiker, sind überzeugt, dass er der Nachfolger von Präsident Abu Mazen [Mahmud Abbas] werden könnte. Vor allem fordern sie die Freilassung der Terroristen, die an den Massakern vom 7. Oktober beteiligt waren, und die Rückgabe der Leichen von Yahya Sinwar und seinem Bruder Mohammed, die gemeinsam dieses Massaker geplant hatten.“
Das Prinzip Hoffnung – bitte anwenden!
Der Mensch kann und muss seine eigenen Denkblockaden überwinden, schreibt die WOZ in Anlehnung an Ernst Bloch:
„Dessen Bewusstsein ist demnach nicht nur das Produkt seines Seins, wie es Karl Marx beschrieben hatte, sondern mit einem 'Überschuss' ausgestattet, der seinen Ausdruck als 'Noch-nicht-Gewordenes' in gesellschaftlichen Utopien, der Kunst oder in Tagträumen finden kann. ... Angesichts der realen Tragödie in Nahost mag derlei Metaphysik zynisch klingen. ... Blochs Prinzip der Hoffnung lässt sich aber auch ... als kollektive Vorstellungskraft [verstehen], die in die Realität einer näheren Zukunft wirkt. Gerade jetzt, da ein Plan zur Beilegung des Konflikts vorliegt, ... sollten auch wir in Europa solidarische Hoffnung praktizieren.“
Im Nahen Osten tut sich was
Der ehemalige Generalsekretär der Sozialistischen Partei des Baskenlandes (PSE-EE), Nicolás Redondo Terreros, schaut in ABC durchaus optimistisch auf den Nahen Osten:
„Heute sehen wir in Trumps Vorschlag einen kleinen Hoffnungsschimmer. … Russland ist nach dem Regimewechsel in Syrien nicht mehr relevant. … Die arabischen Länder beginnen, die Zukunft höher zu bewerten als den Judenhass. Die Unsicherheit des iranischen Regimes nach den gezielten US-Bombardements und Israels Enthauptung von Terrororganisationen wie der Hisbollah geben Anlass zur Hoffnung. Und während die meisten von uns atemlos auf den mühsamen Erfolg der US-Initiative warten, demonstriert die systemfeindliche radikale Linke und einige Abenteurer weiter – weniger für die Rechte des Gazastreifens als für die Zerstörung Israels.“