Gaza-Abkommen: Risikofaktor Hamas

Trotz der Unterzeichnung einer Gaza-Friedenserklärung am Montag hat die Hamas eine Fortsetzung des Kampfes gegen Israel angekündigt. Laut Medienberichten ging die Terrororganisation gegen bewaffnete Banden in Gaza vor. Auch veröffentlichte sie ein Video, in dem zu sehen ist, wie mehrere als "Kollaborateure" bezeichnete Menschen hingerichtet werden. Kommentatoren beleuchten die Rolle der Hamas.

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El Mundo (ES) /

Die einzige Autorität im aktuellen Machtvakuum

El Mundo erwartet eine Neuformierung der Hamas:

„Die Hamas ist viel mehr als eine Terrorgruppe. Seit sie 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm, scheint die Verwendung dieses Begriffs zur Beschreibung der Hamas eher einem moralischen Impuls zu folgen – der Verurteilung ihrer Gewaltanwendung – als einem ernsthaften Versuch, ihr Wesen zu beschreiben. Die Hamas ist seit 18 Jahren die wichtigste Autorität im Gazastreifen und kontrolliert alles: Zivilverwaltung, Gerichte, Polizeikräfte. ... So eine Gruppe verschwindet nicht über Nacht. Und obwohl die zwei Jahre Krieg ihre Ressourcen dezimiert haben, ist klar, dass das derzeitige Machtvakuum ihre Fähigkeit begünstigt, sich neu zu organisieren und sogar neu zu formieren.“

Protagon.gr (GR) /

Innerpalästinensische Spaltung ist größte Hürde

Protagon bedauert das Fehlen einer palästinensischen Führerfigur:

„Nach dem Krieg mit Israel sieht die Hamas sich mit Misstrauen und Wut konfrontiert, da viele Palästinenser sie für verantwortlich halten. Die Fatah hat im Westjordanland ihre Glaubwürdigkeit verloren und wird der Korruption, Ineffizienz und Nachgiebigkeit gegenüber Israel bezichtigt. Beide Bewegungen sind entschlossen, ihre Macht zu behalten, so brüchig sie auch sein mag. Die innerpalästinensische Spaltung bleibt das größte Hindernis für die Entwicklung einer gemeinsamen Strategie zur nationalen Befreiung und für die Wiederbelebung des Friedensprozesses. Gleichzeitig bleibt die Suche nach einer Persönlichkeit, die die Palästinenser einen könnte, ein frommer Wunsch.“

Club Z (BG) /

Harte Bewährungsprobe

Die Hamas soll mit Zustimmung der USA vorübergehend für die Sicherheit im Gaza-Streifen sorgen. Das birgt Gefahren, warnt Club Z:

„Das gewaltsame Vorgehen der Hamas gegen andere Gruppierungen, die sie selbst als 'Banden' bezeichnet, könnte zu einer Eskalation führen. Die bewaffneten Palästinenser, mit denen sie am Sonntag zusammengestoßen ist, gehören Clans an, die gewissen Widerstand leisten, um sich als mögliche Alternative zur Hamas zu profilieren. ... Die Zustimmung der USA, dass die Hamas vorübergehend für Sicherheit in Gaza sorgen soll, wird für die vom Krieg erschöpfte Bewegung eine Bewährungsprobe sein. Es bleibt abzuwarten, ob sie tatsächlich in der Lage ist, die Sicherheit in Gaza zu gewährleisten.“

Gazeta Wyborcza (PL) /

Bleibt alles beim Alten?

Nach Meinung der Gazeta Wyborcza ist die Hamas dabei zurückzukehren:

„Die Hamas hat während der zwei Jahre des Krieges enorme Verluste erlitten. Die meisten ihrer Anführer und Tausende ihrer Kämpfer sind ums Leben gekommen. Dennoch war sie immer in der Lage, neue Mitglieder zu rekrutieren – an Menschen, die bereit waren, gegen die israelische Armee zu kämpfen, mangelte es in Gaza nie. Die Kämpfer der Hamas kehren nicht nur zurück, um die Straßen der Enklave zu kontrollieren, sondern auch, um zu verhindern, dass andere Gruppen die Macht übernehmen.“

Irish Independent (IE) /

Zweistaatenlösung ist nicht gewollt

Irish Independent befürchtet, dass es sowohl Israel als auch der Hamas am Willen zu einem dauerhaften Frieden fehlt:

„Die Hamas hat schätzungsweise immer noch 15.000 Mitglieder in Gaza. Das ist ein großes Problem für die weitere Umsetzung von Trumps Friedensplan. ... Arabische Staaten werden keine Friedenstruppen entsenden, wenn diese gegen die Hamas kämpfen müssen, und Israel und die USA werden keine Gelder für den Wiederaufbau fließen lassen, wenn die Hamas diese wie in der Vergangenheit für sich abschöpft. ... Netanjahu seinerseits ist fest entschlossen, eine Zweistaatenlösung zu blockieren. ... Während der Krieg tobte, hat seine rechte Regierung alles getan, um die israelische Kontrolle über das Westjordanland auszuweiten.“

La Stampa (IT) /

Hier herrscht die Miliz immer noch

Laut La Stampa hat sich in Gaza nichts zum Guten verändert:

„Sie haben gerade einmal vierundzwanzig Stunden gewartet. ... Dann haben die Taliban von Gaza – die Milizen der Hamas – wieder ihre üblichen grausamen Geschäfte aufgenommen. ... Unter dem Jubel der Menge (die zwangsweise versammelt wurde?) vollstrecken sie mit lautem Geschrei ihr strenges, brutales 'Dschihad-Recht': Eine Gruppe angeblicher Mitglieder rivalisierender Banden wird mit verbundenen Augen und auf den Knien mit Maschinenpistolensalven in den Rücken hingerichtet. ... Aus den Katakomben der Tunnel kommen sie wieder ans Licht – und bringen die Barbarei mit. Mit denselben Methoden, demselben Arsenal an Schrecken. Die Botschaft ist klar: Hier herrscht immer noch Hamas.“