Weniger US-Militär: Ist die Nato-Ostflanke sicher?

Die USA ziehen einen Teil ihrer Soldaten aus Rumänien ab. Die Entscheidung sei nicht überraschend gekommen und berücksichtige zudem, dass die Nato insgesamt ihre Präsenz an der Ostflanke verstärkt habe, hieß es beschwichtigend aus dem Verteidigungsministerium in Bukarest. In den Kommentarspalten der Presse ist man dennoch besorgt.

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Polityka (PL) /

Beunruhigende Situation

Polityka ist alarmiert:

„Obwohl die US-Entscheidung bereits zu Jahresbeginn angekündigt und im Herbst im Rahmen der Evaluation der weltweiten Stationierung der US-Streitkräfte erwartet wurde, ist die Tatsache, dass sie zuallererst die Ostflanke der Nato betrifft, ein beunruhigendes Signal. Und nicht das erste, denn die Trump-Administration hat schon vor Monaten beschlossen, die Mittel des Pentagon für die Finanzierung von Verteidigungskooperationen mit den baltischen Staaten zu kürzen. Sie zeigte auch kein nennenswertes direktes Engagement bei der Abwehr russischer Drohnenangriffe im September und konnte sich nicht einmal zu einer scharfen Verurteilung bei der Beschreibung dieser Situation durchringen.“

G4Media.ro (RO) /

Rumänien ist besonders schwach

G4Media.ro vergleicht die Situation in Rumänien mit Polen:

„Polen ist das einzige Land an der Ostflanke, aus dem die USA keine Truppen abziehen. Denn Warschau hat, ganz gleich, welche Regierung am Ruder war, im letzten Jahrzehnt massiv in die Verteidigung investiert. … Und die Investitionen gibt es nicht nur auf dem Papier: Allein für amerikanische Militärausrüstung hat Polen in den letzten zehn Jahren zweistellige Milliarden Euro-Beträge ausgegeben. ... Im Vergleich mit Polen hat Rumänien die Investitionen nur vorgetäuscht. Mit einer Militärindustrie, die in den vergangenen 35 Jahren durch ein katastrophales Management ruiniert wurde, durch Korruption und einen durch ein Rekorddefizit ruinierten Haushalt ist Rumänien eines der schwächsten Länder in der Sicherheitszone am Schwarzen Meer.“

RFI România (RO) /

Verwundbarkeit kommt vor allem von innen

Der Rumänische Dienst von RFI sieht mehrere Schwachstellen:

„Der Abzug der Soldaten könnte ein falsches Signal an Russland sein, das daraus schließen könnte, dass das Schwarze Meer für die USA jetzt weniger wichtig ist. Können wir also nach den Drohnen, die im September den rumänischen Luftraum durchquert haben, mit weiteren Provokationen rechnen? Möglicherweise. Aber in dieser Phase des hybriden Krieges ist es nicht der Abzug von 800 US-Soldaten, der Rumänien verwundbar macht. Rumänien ist von innen heraus verwundbar, weil es von russischer Propaganda tief durchdrungen ist; weil es dem Land an Zusammenhalt mangelt; weil es immer offener die Zugehörigkeit zum Westen infrage stellt.“

gazeta.ua (UA) /

Europas Sicherheit steht auf dem Spiel

Gazeta.ua veröffentlicht einen besorgten Facebook-Post des Parlamentsabgeordneten Mykola Knjaschyzkyj:

„Noch ist unklar, wie weit die USA bei der Neubewertung ihrer Verpflichtungen als Sicherheitsgarant gehen werden. Vor dem Hintergrund der Verletzungen fremder Lufträume durch russische Angriffsdrohnen, Militärflugzeuge und Raketen würde ein vollständiger Abzug der US-Truppen den Großteil der europäischen Länder zu einem vergleichsweise leichten Ziel für die russische Armee machen. Erinnert euch daran, wie der Angriff mit 19 Drohnen im vergangenen Monat eine militärisch-politische Krise in der EU ausgelöst hat. Was würde erst geschehen, wenn all das, was Putin Tag für Tag auf ukrainische Städte schickt, eines Tages gegen ein beliebiges EU-Land gerichtet wird?“