Energie aus Russland: Was erreicht Orbán bei Trump?
Am heutigen Freitag wird der ungarische Premier im Weißen Haus erwartet. Viktor Orbán und Donald Trump wollen über russische Energielieferungen sprechen. Der ungarische Ölkonzern MOL hofft darauf, von den jüngsten US-Sanktionen für Geschäfte mit den russischen Konzernen Lukoil und Rosneft ausgenommen zu werden. Kommentatoren bewerten die Chancen dafür unterschiedlich.
Unter Freunden wird man sich schnell einig
Die regierungsnahe Vasarnap.hu geht von einem freundschaftlichen Treffen aus:
„Die gute persönliche Beziehung ist der Grund, warum man sich keine Sorgen um Energiefragen machen muss. Denn Viktor Orbán hat Donald Trump schon kürzlich einmal erklärt, dass sich Ungarn in einer Zwangslage befindet: In Ermangelung eines Zugangs zum Meer kann Öl und Gas nur über Pipelines ins Land gelangen, und wenn dies nur über Kroatien erfolgen könnte, würde dies eine enorme Abhängigkeit bedeuten, sodass es im grundlegenden Interesse unseres Landes liegt, Energie aus Russland zu verwenden. Trump hat dieses Argument damals verstanden und akzeptiert, sodass eine gute Chance besteht, dass dies erneut geschieht.“
Premier in Erklärungsnöten
Telex sieht das etwas anders:
„Aus politischer Sicht wird es wohl ein sehr freundschaftliches Treffen, aus praktischer, wirtschaftlicher Sicht könnte es jedoch teilweise Spannungen geben. Die USA erwarten, dass Ungarn seine Energieimporte aus Russland so schnell wie möglich abbaut. ... Die ungarische Regierung hält daran fest, dass das Land nicht auf den Import russischer Energieträger verzichten kann, und versucht, Trump davon zu überzeugen. Allerdings kann man bezweifeln, dass die aktuelle Situation für Ungarn langfristig wirklich von Vorteil ist. Die Abhängigkeit (insbesondere im heutigen Ausmaß) scheint zudem nicht unüberwindbar zu sein: Eine Diversifizierung der Importe wäre auf jeden Fall möglich.“
Mögliche Auswirkungen für EU-Beitritt der Ukraine
Was Trump von Orbán fordern könnte, überlegt Népszava:
„Sollte Orbán erreichen, dass Ungarn wegen seiner russischen Energieimporte nicht mit US-Sanktionen belegt wird, bleibt der durch den Krieg in der Ukraine entstandene Extragewinn beim [ungarischen Ölkonzern] MOL, mit dem die Propagandamaschinerie der Regierung und die Wahlgeschenke vor der Parlamentswahl [2026] weiter finanziert werden können. ... Manche hoffen – partiell durch Wunschdenken geleitet –, dass Trump dafür von Orbán die Aufgabe der Blockade der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine fordern könnte. Das wäre zwar durchaus wünschenswert, aber wohl eine Angelegenheit, in der Orbán vor den Wahlen nicht nachgeben kann. Zumindest nicht öffentlich.“