Nordsyrien: Was passiert mit den IS-Kämpfern?

Nach dem türkischen Einmarsch in Nordsyrien kommt die Frage auf, was mit den dort inhaftierten IS-Kämpfern passieren wird. Viele drohen freizukommen, weil die provisorischen Gefängnisse nicht ausreichend bewacht werden können. Weil zahlreiche Dschihadisten europäischer Abstammung sind, sehen türkische Medien Europa in der Pflicht. In den Herkunftsländern der IS-Terroristen sieht man das teilweise anders.

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T24 (TR) /

Staatenlose Dschihadisten in Lauerstellung

Die Türkei hat jetzt die IS-Kämpfer am Hals, weil Europa sich nicht kümmert, schimpft T24:

„Es ist eine sichere Sache, dass sich europäische IS-Kämpfer die Türkei zum Leben ausgesucht haben. Denn von hier aus können sie, wann immer sie wollen, nach Syrien gehen und weiterkämpfen und dann wieder zurück in die Türkei kommen. Europa will diese Personen nicht. Und diese Personen wollen nicht nach Europa zurück. Die Frage ist jetzt: Was wird die Türkei mit den staatenlosen IS-Kämpfern machen?“

Sabah (TR) /

Die Türkei wird Europas Dreck nicht anfassen

Ganz klare Worte Richtung Europa sendet die regierungsnahe Tageszeitung Sabah:

„Wenn Europa glaubt, dass es in der IS-Frage einfach sagen kann, 'seht zu, wie ihr da rauskommt', um dann seine Hände in Unschuld zu waschen, so wie es das in der Flüchtlingsfrage getan hat, dann hat es sich diesmal geirrt. ... Wir sind das einzige Nato-Land, das gegen den IS gekämpft und Todesopfer gebracht hat, das seinen Kampf auf dem Boden geführt und seine Grenzen vom IS gesäubert hat. Aber wir werden nicht auch noch Europas 'Dreck' wegräumen.“

Le Vif / L'Express (BE) /

Belgien sollte sich zuerst um die Opfer kümmern

Die Kinder und Frauen der IS-Kämpfer zurückzuholen, sollte nicht Priorität im Westen haben, findet Ex-Senator Alain Destexhe in Le Vif/L'Express:

„Die echten Opfer sind die Personen, die vom Islamischen Staat getötet, verletzt, vergewaltigt, gefoltert und verschleppt wurden. Deren Kinder müssen, sofern sie noch am Leben sind, während ihres ganzen Daseins mit den Folgen der Verbrechen des IS leben. Wenn die europäischen Regierungen wählen müssen, ob sie eine jesidische Vergewaltigungsüberlebende (und ihr ungewolltes Kind) oder eine Frau unterstützen, die Europa freiwillig verlassen hat, um den westlichen Gesellschaften und den Werten ihres Heimatlands ins Gesicht zu spucken, indem sie sich dem IS anschließt, sollten sie sich für Erstere entscheiden.“