USA bremsen Nord Stream 2 mit Sanktionen

Die USA haben Sanktionen gegen am Bau von Nord Stream 2 beteiligte Unternehmen auf den Weg gebracht. Den Firmen, deren Spezialschiffe derzeit die letzten Kilometer der Ostsee-Pipeline verlegen, drohen Strafen wie Einreiseverbote für Manager oder Blockaden von Finanztransaktionen. Ein billiger Versuch, die Konkurrenz auf dem Gasmarkt auszustechen?

Alle Zitate öffnen/schließen
Der Standard (AT) /

Ein durchsichtiges Manöver

Die USA folgen mit den Sanktionen gegen Nordstream 2 einem rein wirtschaftlichen Kalkül, urteilt Der Standard:

„Tatsächlich ist Europas Abhängigkeit von russischem Gas jetzt schon groß, viel größer kann sie nicht werden. Über die neue, fast fertiggestellte Leitung würde Gas strömen, das bisher über die Ukraine und Polen seinen Weg nach Europa gefunden hat. Ein Risiko würde damit wegfallen: dass es in Wohnzimmern kalt wird, weil sich Kiew und Moskau wieder einmal in den Haaren liegen. Dass es den USA weniger um die Befreiung Europas aus russischer Abhängigkeit geht, sondern vielmehr um wirtschaftliche Interessen, hat Donald Trump selbst eingeräumt. ... Die Sache hat nur einen Haken: Verflüssigtes Gas made in USA ist deutlich teurer als Pipelinegas aus Russland. Nicht nur für Europas Haushalte, auch für Europas Industrie wäre das ein schlechter Deal.“

Welt (DE) /

Berechtigte Quittung für Merkel-Regierung

Deutsche Empörung ist fehl am Platz, kommentiert Die Welt:

„Berlin hat in dieser Frage jahrelang mit gezinkten Karten gespielt und so getan, als handele es sich bloß um ein privatwirtschaftliches Unterfangen und nicht etwa um eins mit sicherheitspolitischen Implikationen. Die Deutschen haben die gut begründeten Einwände der Partner hartnäckig ignoriert, genauso wie die Tatsache, dass der Bau von Nord Stream 2 in einem eklatanten Gegensatz steht zu westlichen geostrategischen Interessen, deren Koordinaten sich seit dem russischen Überfall auf die Ukraine grundlegend verändert haben. Wir inszenieren uns gerne als vorbildliche Europäer, die sich stets darum bemühen, die Interessen der Partner zu berücksichtigen. Bei Nord Stream 2 hat Deutschland sich aber wie ein verantwortungsloser Egoshooter benommen. Und dafür bekommt die Merkel-Regierung nun die berechtigte Quittung.“