Sommerurlaub: EU-Kommission legt Leitlinien vor

Brüssel hat Empfehlungen für den Tourismus in der EU in diesem Sommer vorgelegt: Die Mitgliedsstaaten sollen sicherstellen, dass Hygiene- und Abstandsregeln eingehalten und Kontakte nachverfolgt werden können. Bedingung ist, dass die Ansteckungsgefahr gering ist, ausreichend Tests vorhanden und die Gesundheitssysteme nicht überlastet sind. Bringt das Konzept die Branche wieder auf die Beine?

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Dnevnik (SI) /

Genau so unverbindlich wie WHO-Empfehlungen

Das Konzept der EU-Kommission stellt nicht mehr als eine freundliche Empfehlung dar, stellt Dnevnik klar:

„Da sie nicht befugt ist, den Ländern vorzuschreiben, wie sie ihren Tourismussektor regulieren sollen, sind die Leitlinien der Kommission wie die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation. Sie sind nur ein Leitfaden, dem die Mitglieder folgen können - oder auch nicht. Sie sind detailliert, aber gleichzeitig ganz allgemein geschrieben. Der rote Faden ist die Aufrechterhaltung der öffentlichen Gesundheit. Durch Flexibilität soll das Ergebnis am Ende für alle so positiv wie möglich sein. Gleichzeitig machen diese Empfehlungen den Wunsch deutlich, dass die Wirtschaftsströme, grenzüberschreitende Freizügigkeit und Tourismus, so schnell wie möglich wieder hergestellt werden.“

Večernji list (HR) /

Branche ans Beatmungsgerät anschließen

Damit kommt der Tourismus in diesem Jahr nicht aus der Krise, glaubt Večernji list:

„Diese Saison ist verloren, selbst wenn die Hochsaison noch nicht begonnen hat. Man wird erst noch feststellen, in welchem Umfang. Die EU-Kommission ist sich dessen ebenso wie bewusst wie die einzelnen Staaten, und man versucht den Unternehmern, die vom Tourismus leben, wirtschaftlich zu helfen. Viele Hotels, Apartment-Vermieter, Strandbetreiber, Restaurants usw. werden jedoch nicht überleben. Das Wichtigste ist, die Unternehmen und Angestellten bis zum nächsten Jahr am Beatmungsgerät zu halten, in der Hoffnung, dass ein Heilmittel und ein Impfstoff gegen den Diktator namens Covid-19 gefunden werden, der unser Leben verändert hat.“

L'Echo (BE) /

Jetzt kann sich die EU beweisen

Die EU-Staaten müssen die Richtlinien der Kommission nun auch mittragen, mahnt L'Echo:

„Einen Schlüsselsektor der Wirtschaft zu retten ist legitim, wenn nicht gar überlebenswichtig - vorausgesetzt das geschieht nicht planlos. Europäische Koordination ist der Schlüssel zum Erfolg, nicht nur bei der Wiederöffnung der Grenzen, sondern auch bei den in Verkehrsmitteln und Unterkünften einzuhaltenden Hygienevorschriften. In genau diesem Bereich, der per Definition transnational ist, erwartet man von der EU Führungskompetenz und Effizienz. Genau dort kann sie ihren Mehrwert beweisen. Bislang herrschte das Jeder-für-sich-Prinzip vor. Der Plan der EU-Kommission geht in die richtige Richtung. Doch weil er nicht verbindlich ist, ist es wichtig, dass die Mitgliedstaaten von nun an uneingeschränkt mitziehen.“

The Daily Telegraph (GB) /

Erholung ist diesen Sommer wichtiger denn je

Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock hat Anfang der Woche ausgeschlossen, dass die Briten im Sommer ausgedehnte Reisen machen könnten. Für The Daily Telegraph ist Urlaub jedoch essentiell:

„Was wirklich ärgerlich ist, ist, dass Hancock trotz seines Ressorts offenbar nichts von psychischer Gesundheit versteht und davon, wie man diese bewahren kann. Hinweis: Wenn wir zu Hause bleiben und uns isolieren, kann uns das physisch schützen - aber in unseren Köpfen wird echter Schaden angerichtet. Urlaub ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. ... Hancocks rechthaberische Erklärung im Fernsehen, dass es das nicht geben werde, war ein Schlag in die Magengrube der seelischen Verfassung der Öffentlichkeit. ... Vielleicht könnten Ferien in Psycho-Reha umbenannt werden?“