Konfrontation überall: Wie umgehen mit Russland?

Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine, der führende Oppositionelle bei immer schlechterem Gesundheitszustand in Haft, und nun wirft die tschechische Führung Moskau Staatsterrorismus vor, weil es für einen Anschlag in Tschechien verantwortlich sein soll. Kommentatoren suchen nach Optionen, wie der Westen auf die immer zahlreicheren Brandherde im Verhältnis zu Russland reagieren sollte.

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Deník (CZ) /

Wir sind zum Feind geworden

Deník verlangt eine Neubewertung der tschechischen Sicht auf das Regime in Moskau:

„Prag sieht die Russen viel zu naiv. Wir denken, dass es uns nicht betrifft, wenn Russland Gebiete der Ukraine okkupiert, wenn es versucht, Demokratie und Freiheit zu untergraben und Wahlen und das Leben in westlichen Staaten zu beeinflussen. ... Das russische Regime ist wortwörtlich bereit, auch in Tschechien - wie bei dem Anschlag 2014 mit zwei Toten - über Leichen zu gehen. Wir sind für Russland ein Ziel und ein Feind. Das ist die neue Realität. “

Új Szó (SK) /

Nicht alle verstehen Moskaus hybriden Krieg

Der Impfstoffvertrieb ist eine weitere Front, an der Russland kämpft, und slowakische Politiker dienen ihm fröhlich zu, kritisiert Új Szó:

„Die Ausweisung der 18 Diplomaten ist alles andere als ein Witz. ... Die Beweise gegen sie müssen sehr stabil sein, da die Ausweisung von Regierungschef Andrej Babiš initiiert wurde und Präsident Miloš Zeman zugestimmt hat - obwohl man sonst keinem von ihnen Russlandfeindlichkeit vorwerfen kann. Putins Gegner Alexej Nawalny liegt im Gefängnis im Sterben und mehrere zehntausend russische Soldaten versammeln sich an der ukrainischen Grenze. ... Vor diesem Hintergrund wirkt es noch beunruhigender, dass [der damalige slowakische Premier] Igor Matovič ohne Kenntnis seiner eigenen Regierung nach Moskau gereist ist, um über Imfpstofflieferungen zu verhandeln. ... Wie hätte Matovič den russischen Hybridkrieg richtig mitbekommen können, wenn gerade er dazu beiträgt?“

Turun Sanomat (FI) /

Biden und Putin sollten sich schnell treffen

Turun Sanomat setzt auf diplomatische Mittel:

„Biden hat gegenüber Russland eine härtere Linie als Trump eingeschlagen. … Die Bereitschaft zu Verhandlungen ist aber vorhanden. Biden hat Putin zu einem Treffen in einem dritten Land eingeladen. … Bisher hat Russland offiziell nicht auf die Einladung geantwortet, aber die neuen Sanktionen dürften kaum förderlich sein. Russland kann nicht von seinen Großmachtträumen lassen, auch wenn es schon lange kein ernstzunehmender Gegenpol zu den USA mehr ist. Es ist aber stark genug, um seinen Nachbarn und der ganzen Welt viele Probleme zu bereiten. Eine diplomatische Lösung ist nötig. Ein erster Schritt dahin könnte ein Treffen der Präsidenten sein.“

Rzeczpospolita (PL) /

Keiner will sich das Geschäft vermasseln

Rzeczpospolita kritisiert die Unentschlossenheit westlicher Regierungen zu echten Sanktionen:

„Trotz der aktuellen Krise spielt jedes Nato-Land, allen voran die USA, sein eigenes Spiel mit den Russen. Biden bot Putin ein Gipfeltreffen in den kommenden Monaten an. Er setzte die Einfahrt amerikanischer Schiffe in das Schwarze Meer aus und verbot US-Investoren nur den direkten Kauf russischer Anleihen, nicht aber einen Kauf über Vermittler. Auch die Europäer spielen dieses Spiel. Bundeskanzlerin Merkel hält an Nord Stream 2 fest, Premierminister Draghi hat die Entwicklung des italienischen Geschäfts in Russland im Blick und Präsident Macron möchte seinen 'Reset' der Kontakte mit Moskau nicht aufgeben. Es bleibt nur Polen, das aufgrund seiner Geschichte und Lage eigene Interessen gegenüber Russland hat, aber schon lange nicht mehr mit Moskau spielt.“

Expressen (SE) /

Nord Stream 2 stoppen

Der Westen muss schärfer reagieren, um Russland den Ernst der Lage zu verdeutlichen, meint auch Expressen:

„Die einzige Sprache, die Putin versteht, ist die Sprache der Macht. Deshalb sollte der Aggression des Putinregimes mit einem Stopp von Nord Stream 2 begegnet werden. [Das] wäre ein harter Schlag gegen den Kreml, sowohl in Prestige als auch in Geld gerechnet. ... Das EU-Parlament, Paris, Washington, Kyjiw, Warschau und das Baltikum haben die Einstellung des Projekts gefordert, aber Berlin hält dagegen. Schweden sollte Deutschland freundlich, aber entschlossen erklären, dass die Gasleitung auch den Beziehungen zwischen guten Freunden schaden könnte. Nord Stream 2 zu stoppen ist das Beste, was wir für den Frieden in Europa tun können.“