Mit Kernenergie gegen den Klimawandel?

Steigende Energiepreise bei gleichzeitiger Notwendigkeit, die Emissionen zu senken, rücken nicht nur in Frankreich die Atomkraft wieder in den Fokus. Ob Kernkraftwerke angesichts der neuen Bedingungen als nachhaltig einzustufen sind, beschäftigt Europas Kommentatoren.

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Phileleftheros (CY) /

Problematisch, aber emissionsfrei

Warum trotz des ungelösten Problems des Atommülls und der Angst der Bevölkerung vor Katastrophen wieder verstärkt über Kernkraft nachgedacht wird, erläutert Phileleftheros:

„Unter normalen Umständen würden heute nur wenige über die Rückkehr der Kernenergie diskutieren. ...Trotzdem sehen wir, dass wieder Argumente für ihre Nützlichkeit aufgrund der großen Turbulenzen auf dem Energiemarkt und der Explosion der Gas- und Ölpreise aufleben. Derzeit sehen die Pläne der Europäischen Union die Nutzung der Kernenergie nicht vor. Die Frage wird jedoch immer lauter. Könnte es das Mittel sein, das es uns erlaubt, die Kohlendioxidemissionen loszuwerden?“

Dagens Nyheter (SE) /

Kohle und Atomkraft nicht gleichzeitig aufgeben

Für Dagens Nyheter ist die Rechnung klar:

„Die Stilllegung der Atomkraft in Deutschland erhöht die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und treibt die Energiepreise in die Höhe. Eine miese Kombination, die verdeutlicht, dass es für Europa kaum möglich ist, gleichzeitig von fossilen Brennstoffen und von der Atomkraft zu lassen; eine Beobachtung, die auch für Schweden gilt. Hier wird ein erheblicher Teil des Stroms durch Kernkraft erzeugt. Und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben.“

De Volkskrant (NL) /

Auf echte Nachhaltigkeit setzen

Warum es unklug wäre, den neuen Argumenten der Atomkraft-Lobby zu folgen, erläutert Kolumnist Peter de Waard in De Volkskrant:

„Es ist schon lange deutlich, dass der Bau von Kernkraftwerken viel Zeit kostet - manchmal 15 Jahre -, sehr teuer ist und dass Kernenergie viel Müll verursacht (Abfall und Rückbau). Und auch wenn Kernenergie relativ sicher ist, sind die Folgen, wenn es schief geht, doch enorm groß (Tschernobyl und Fukushima). Es wäre viel klüger, zu hoffen, dass der menschliche Einfallsreichtum die wirklich nachhaltigen Quellen (Wind und Sonne) bis 2050 besser nutzen und auch unabhängiger von der Witterung machen kann.“