Wahlen in Schweden: Was tun gegen die Gewalt?

Am Sonntag wird in Schweden das Parlament, der Reichstag, gewählt. Gleichzeitig werden auch Regional- und Kommunalwahlen abgehalten. Zentrale Themen sind dabei soziale Probleme und mangelnde Integration, die für wachsende Gewalt und Bandenkriminalität verantwortlich gemacht wird, die mitunter in tödlichen Schießereien eskaliert. Die nordische Presse ist beunruhigt.

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Expressen (SE) /

Unerträgliche Atmosphäre

Expressen berichtet, dass vor allem Anwohner in den Vororten, den Epizentren der Bandenkriminalität, ein härteres Vorgehen fordern:

„Vor allem geht es um härtere Strafen und mehr Abschiebungen. Vielen fällt es schwer zu verstehen, warum so wenige abgeschoben werden, selbst wenn das Gesetz es zulässt. Die niedrige Aufklärungsquote von Bandenmorden ist ein weiterer erschreckender Faktor. Die Erkenntnis, dass Mörder in Wohngebieten frei herumlaufen, verbreitet Angst und Schrecken. Nach acht Jahren an der Macht klingt die Regierung fast resigniert, wenn Minister nun plötzlich davon reden, jeden Stein umzudrehen. Denn worin besteht die Lösung, wenn Kinder von anderen Kindern auf Spielplätzen angeschossen werden?“

Helsingin Sanomat (FI) /

Was einst nutzte, gilt nun als negativ

Unter der Bandenkriminalität leiden in erster Linie Migranten, betont Helsingin Sanomat:

„Im Prinzip haben die Schweden eine positive Einstellung gegenüber Einwanderern. Immigration hat sich in vielerlei Hinsicht positiv auf die Demografie, die Arbeitskräfte, die Gründung neuer Unternehmen und das Wirtschaftswachstum ausgewirkt, das in Schweden wesentlich höher war als in Finnland. Allerdings hat die Zuwanderung in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass das Maß für die Schweden langsam voll ist. Die Einwanderungsdebatte ist in Schweden schwierig, da sie leicht in Rassismus umschlägt, der alle Migranten stigmatisiert. Die Bandengewalt spaltet die Bevölkerung jedoch nicht in Hell und Dunkel, da vor allem die übrigen Einwanderer darunter leiden.“

Jyllands-Posten (DK) /

Inflation und Integration sind Herausforderungen

Jyllands-Posten sieht im Nachbarland Lösungsbedarf für beträchtliche soziale Probleme:

„Wer auch immer die Regierung bildet, trifft nach dem 11. September auf ein anderes Schweden, dessen Probleme nicht geringer sind als die vergleichbarer Länder, ja sogar größer. Es wird ein langer und schwieriger Weg sein, etwas Wirksames gegen die Kriminalität im Zusammenhang mit Einwanderung zu tun. Schweden ist ein wohlhabendes Land mit einem soliden wirtschaftlichen Fundament, einschließlich einer Energieversorgung aus Atom- und Wasserkraft, aber wie andere Länder von Inflation betroffen, die Rentner am härtesten trifft. Und die Integrationsprobleme nehmen einen guten Teil der öffentlichen Haushalte in Anspruch, selbst wenn man das nicht ausrechnen will.“