CELAC-EU-Gipfel: Nur in Wirtschaftsfragen einig

Beim dritten CELAC-EU-Gipfel in Brüssel haben Staats- und Regierungschefs aus der EU, Lateinamerika und der Karibik eine intensivere Kooperation vereinbart. Dabei geht es vor allem um eine stärkere Zusammenarbeit bei der Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen und dem Kampf gegen den Klimawandel. Eine gemeinsame Erklärung zur Verurteilung des russischen Krieges gegen die Ukraine gelang nicht. Kommentatoren ziehen Bilanz.

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La Vanguardia (ES) /

Auf dem Weg zu einer multipolaren Welt

La Vanguardia erkennt die regionenübergreifende Tragweite des Abkommens:

„Die Abschlusserklärung des Gipfels war eine lange Zangengeburt. ... Acht Jahre lang hatten sich die beiden Regionen voneinander abgewandt. Nun hat dieses Treffen unter der Schirmherrschaft der spanischen EU-Ratspräsidentschaft deutlich gemacht, dass beide Seiten nicht nur von Natur aus, sondern auch bewusst gewählte Partner sind. ... Europa und die CELAC-Länder wissen, dass eine strategische Allianz der beste Weg zu einer multipolaren Welt ist und eine direkte Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und China vermeiden kann.“

Salzburger Nachrichten (AT) /

Etwas mehr Demut, bitte!

Die Salzburger Nachrichten kritisieren die moralische Überheblichkeit der EU im Umgang mit dem Entwurf zum Mercosur-Abkommen:

„Die Europäer wollen es im Nachhinein mit einem - unverbindlichen - Bekenntnis zum Schutz des Amazonaswaldes schmücken. Die Südamerikaner fühlen sich arrogant belehrt. … Ungleichgewicht ist ein Merkmal des Mercosur-Entwurfs. Er betoniert die Rolle Südamerikas als ewigen Rohstofflieferanten vor allem für die Nahrungsmittelindustrie. Im Gegenzug dürfen sich die Mercosur-Einwohner über mehr deutsche Autos und Maschinen freuen, billigere Agrarchemie, Kekse, Pfirsichkonserven und Softdrinks - Produkte, die weniger wegen ihrer vorbildlichen CO2-Bilanz bekannt sind. Etwas Demut und Selbstkritik würden den EU-Mächtigen gut anstehen.“

Večernji list (HR) /

Zu viele Teilnehmer, zu unterschiedliche Stimmen

Večernji list erklärt die Probleme bei der Formulierung gemeinsamer Gipfelerklärungen:

„Wenn schon die Harmonisierung eines gemeinsamen Standpunktes der 27 Mitgliedsstaaten der EU unmöglich scheint bei Treffen, bei denen Konsens notwendig ist, was bedeutet dass jeder der 27 Teilnehmer etwas blockieren kann, weil ihm ein Satz im Abschlusstext nicht gefällt, was soll man erst über die Abschlussdeklaration des EU-CELAC-Gipfels sagen, der 27 EU- und 33 lateinamerikanische und karibische Länder versammelt? Eben dieses: Der EU-CELAC-Gipfel scheiterte in mehreren Punkten bei einer gemeinsamen Abschlusserklärung, vor allem beim russischen Angriff gegen die Ukraine und beim Thema Sklaverei in der Kolonialgeschichte.“