London erreicht Handelsabkommen: Ein Fortschritt?

Großbritannien und die USA haben sich auf einen Handelspakt zur Senkung von Zöllen geeinigt. Nach britischen Angaben sollen die Abgaben auf Autoimporte in die USA gesenkt, die auf Stahl und Aluminium abgeschafft und Einfuhrzölle auf US-Waren reduziert werden. Großbritannien hatte zuvor bereits ein Freihandelsabkommen mit Indien auf den Weg gebracht. Europas Presse ist zwiegespalten in der Beurteilung der Vorhaben.

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The Independent (GB) /

Starmer hat erfolgreich Ruhe bewahrt

Das Abkommen ist ein großer Erfolg, der Starmers bedachtem Vorgehen zu verdanken ist, gratuliert The Independent:

„Selbst ein so ausgeglichener Mann wie der Premierminister muss sich seit der Einführung der Schutzzölle durch Präsident Donald Trump auf die Probe gestellt gefühlt haben. ... Es wäre einfach (und verständlich) gewesen, wenn Starmer die britische Stimmung aufgegriffen und den Präsidenten scharf kritisiert hätte. Aber er hat dieser Versuchung nicht nachgegeben, obwohl er so oft dazu gedrängt wurde. Das wäre bestenfalls sinnlos und schlimmstenfalls kontraproduktiv gewesen. ... Starmer hat Wachstum zu seiner Priorität erklärt – und nun gibt es erste Anzeichen dafür, dass er tatsächlich einen willkommenen 'Wandel' in der Lage des Landes bewirken konnte.“

Les Echos (FR) /

Briten sind geschickter als die EU

Die EU kann in Sachen Umgang mit US-Präsident Trump von Großbritannien lernen, rät Les Echos:

„Die britische Diplomatie – auf Grundlage von diskreten Verhandlungen, Zugeständnissen bei der Steuer für Gafam [die Tech-Giganten], aber auch einem Sieg für 100.000 britische Autos ohne Zusatzzölle (zusätzlich zu den zehn Prozent Basiszoll) – war effizienter als die europäische Diplomatie mit ihren Drohungen und ihrem kämpferischen Ton. Die britische Strategie bestätigt, dass Donald Trump symbolische Siege will. Und dass man eine psychologische und taktische Vorgehensweise wählen sollte, anstatt arrogant und strategisch zu handeln. Kurzum: Man muss Donald Trump mit seinen eigenen Waffen schlagen.“

Financial Times (GB) /

Hauptpartner muss Europa sein

Diese Abkommen sind willkommen, werden aber kaum Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben, prophezeit Financial Times:

„Das größte Potenzial für handelsbezogene wirtschaftliche Vorteile für Großbritannien liegt direkt vor der Haustür, nämlich in der Verbesserung der Beziehungen zur EU, die nach wie vor der größte Handelspartner des Landes ist. ... Starmers pragmatischer Ansatz beim Abschluss von Handelsabkommen ist erfrischend für eine Regierung, die erst noch beweisen muss, dass sie etwas für das Land erreichen kann. Wenn es jedoch darum geht, das Wirtschaftswachstum Großbritanniens wirklich anzukurbeln, bleiben diese Abkommen bisher nur Randnotizen.“