Stichwahl in Rumänien: Was steht auf dem Spiel?

In der Stichwahl um die rumänische Präsidentschaft am Sonntag tritt der parteilose Bürgermeister von Bukarest, Nicușor Dan, gegen George Simion von der ultrarechten AUR an. Simion hatte den ersten Wahlgang mit 40 Prozent der Wählerstimmen klar für sich entschieden. In den Kommentarspalten ist die Anspannung spürbar.

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Contributors (RO) /

Am Scheideweg

Bei Contributors wird die europäische Dimension der Stichwahl betont:

„Es geht bei dieser Wahl nicht nur um das Präsidentenamt. Es geht um die Positionierung Rumäniens in einer Welt, in der Ideologien wieder an Einfluss gewinnen. Wenn wir einen souveränistischen Präsidenten haben, ist es sehr wahrscheinlich, dass Rumänien sich zum trojanischen Pferd innerhalb der EU entwickelt – zu einer Stimme, die gemeinsame Initiativen sabotiert, strategische Entscheidungen blockiert und die Euroskepsis in der Region nährt. Paradoxerweise würde ein solcher Präsident nicht die Souveränität Rumäniens stärken, sondern das Land schwächen. Ohne eine solide Partnerschaft mit der EU riskiert Rumänien allein in der Grauzone zurückgelassen zu werden – genau da, wo es Russland haben will.“

Deutsche Welle (RO) /

Kirche mit Sympathien für Rechts

Acht Bischöfe von verschiedenen Kirchen der ungarischen Minderheit haben gemeinsam dazu aufgerufen, am Sonntag gegen Extremismus zu stimmen. Dass ihr rumänisch-orthodoxes Pendant schweigt, treibt den Rumänischen Dienst der Deutschen Welle um:

„Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche zögert auch diesmal und versteht die Dringlichkeit des Augenblicks nicht. Sie bleibt angesichts der Katastrophe neutral, wie bereits in der Vergangenheit. … Damals ließ sich die Kirche von den Legionären [faschistische Bewegung in der Zwischenkriegszeit] und deren antisemitischem und gewalttätigem Geist vereinnahmen. In den vergangenen Jahren zeigten sich hochrangige orthodoxe Geistliche offen euroskeptisch und ablehnend gegenüber dem 'dekadenten Westen'. Die AUR-Partei kommt bei der orthodoxen Elite gut an.“

Magyar Hang (HU) /

Zumindest wird debattiert

Magyar Hang blickt nicht ohne Neid über die Grenze:

„In einigen Lebensbereichen ist die Lage in Rumänien besser als in Ungarn. ... Ein Beispiel ist die vierstündige Debatte zwischen den verbliebenen Kandidaten bei der wiederholten Wahl um das Präsidentenamt. Beide wurden nicht müde, ihre Argumente und, ja, auch ihre Vorwürfe gegeneinander auszusprechen, Fragen zu beantworten oder sich zu fachpolitischen Themen zu äußern. ... Demgegenüber hat Ungarns Premier mittlerweile ein ganzes Lexikon von Ausreden erfunden, warum er seit 2006 nicht mehr zu einer Debatte angetreten ist.“