Wie steht es um die russisch-iranische Partnerschaft?
Russlands Präsident Wladimir Putin hat das US- Bombardement von Atomanlagen im Iran bei einem Empfang des iranischen Außenministers Abbas Araghtschi am Montag im Kreml als "unprovozierte Agression" verurteilt. Er sicherte Teheran seine Unterstützung zu, ohne diese genauer zu definieren. Kommentatoren fragen sich, wie eng die beiden Länder noch zusammenstehen.
Kaum mehr als nette Worte
Putin hat andere Prioritäten, erklärt La Stampa:
„Teheran bat Putin um Schutz und Unterstützung, erhielt aber nur Verständnis und Zurückhaltung. Für Moskau ist selbst ein loyaler Verbündeter entbehrlich, wenn seine Schwäche zum Risiko wird. Russland braucht keinen starken Iran, sondern einen verhandlungsbereiten Iran. Putin will ihn an den Verhandlungstisch drängen, auch um den Preis schmerzhafter Abstriche [des Irans] in der Atomfrage. Die israelischen Angriffe auf die symbolischen Machtzentren Teherans bestätigen, dass für Israel der Regimewechsel ein Ziel bleibt. Moskau hingegen steht Umstürzen zum Nachteil seiner Verbündeten feindselig gegenüber und fördert eine 'Internationale der Autokratien', die eine fast automatische Verteidigung befreundeter Regime beinhalten würde. ... Die Achse mit Teheran besteht weiter, aber der Kreml vermeidet es, sich zu exponieren.“
Der Kreml ist ein schlechter Verbündeter
Russland lässt nicht zum ersten Mal Verbündete im Stich, urteilt RFI România:
„Einst waren die Shahed-Drohnen, die der Iran produzierte, eine Zeitlang für den Angriff auf die Ukraine von entscheidender Bedeutung, doch produziert Moskau diese Waffen nun auf eigenem Territorium. ... Rückblickend wäre es nicht das erste Mal, dass der Kreml Verbündete im Stich lässt: Armenien hat das am eigenen Leib erfahren, als ethnische Armenier die Enklave Bergkarabach verlassen mussten. ... In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich Moskau als Freund, Beschützer oder Garant von illiberalen und autoritären Regimes in der ganzen Welt profiliert. Doch nun hat sich gezeigt, dass diese Rhetorik Bewährungsproben der Realität nicht standhält.“
Ein Stellvertreterkrieg
Russlands Möglichkeiten zum Eingreifen scheinen schwer angeschlagen, meint Verteidigungs- und Sicherheitsexperte Aurimas Navys in Kauno diena:
„Der wichtigste Punkt, den wir heute begreifen müssen: Über dem Iran findet ein Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland statt. Die Konfliktparteien setzen Waffen ihrer jeweiligen Verbündeten ein – der Iran russisches Material, Israel das der USA. Während die USA im Nahen Osten aktiv sind, ist Russland durch den Krieg in der Ukraine abgelenkt. Russland ist nicht mehr in der Lage, auch nur symbolisch einzugreifen. … Auch die gemeinsame Israel-USA-Operation ist ein schwerer Schlag für Moskau. Putin und seine Clique dürften erkannt haben, dass Russland aus dem globalen Machtspiel ausgeschlossen ist.“