Stolpert Trump über die Epstein-Files?
Im Wahlkampf hatte Donald Trump versprochen, geheime Akten zum Epstein-Skandal zu veröffentlichen. Nun pochen seine Anhänger auf die Einlösung und stellen wegen Trumps Zögern teilweise dessen Integrität infrage. Der Sexualstraftäter Jeffrey Epstein war vor sechs Jahren im Gefängnis gestorben – der Fall ist Motiv zahlreicher Verschwörungstheorien. Inwieweit diese nun dem US-Präsidenten gefährlich werden, beschäftigt Europas Presse.
Hass auf vermeintlichen Deep State selbst geschürt
Die Neue Zürcher Zeitung schreibt:
„In den Verschwörungstheorien um Jeffrey Epstein hat sich Donald Trump nun teilweise selbst verstrickt. Viele seiner Anhänger glauben, dass sich Epstein, der wegen Mädchenhandels verhaftet wurde, nicht selbst in seiner New Yorker Zelle erhängt hat. Sondern dass er ermordet wurde im Auftrag eines linken Pädophilenrings um Hillary und Bill Clinton, mit dem Ziel, eine Aussage vor Gericht zu verhindern. Verbunden ist diese Theorie mit der Überzeugung, es gebe eine Liste, auf der die Namen von Epsteins Kunden notiert seien – und dass sich damit die Verkommenheit einer Deep-State-Elite entlarven lasse. Trumps politisches Umfeld hat diese Gedanken genährt, und er selbst kündigte 2024 an, er werde die Akten zum Fall Epstein veröffentlichen, so er denn Präsident werde.“
Im Visier der eigenen Anhänger
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der Meister der Verschwörungstheorien Schaden durch eine Verschwörungstheorie nimmt, so The Independent:
„Zum ersten Mal nimmt Trumps Basis ihm nicht ab, was er ihr auftischt. ... Zwar hat Trump schließlich erklärt, dass er Justizministerin Pam Bondi gebeten hat, 'relevante' Akten freizugeben, doch könnte dieser Schritt zu klein und zu spät sein. ... Es ist nicht ganz so, als hätte Frankenstein die Kontrolle über das von ihm geschaffene Monster verloren, aber wenn man von Verschwörungstheorien lebt – wie Trump es getan hat –, kann man auch daran zugrunde gehen.“
Loyalität bei Maga bröckelt
Kriminologe Robert Dover analysiert in The Conversation:
„Es stellt sich die Frage, ob die Maga-Bewegung mittlerweile mächtiger ist als Trump selbst. Für einen Präsidenten, der einst scherzte, er könne 'jemanden auf der Fifth Avenue erschießen, ohne an Unterstützung zu verlieren', sind Loyalität und Anpassung seiner Anhängerschaft von entscheidender Bedeutung. Die Maga-Bewegung ist in ihren Überzeugungen und Handlungen nicht monolithisch. Aber wenn Trump die Loyalität eines Teils seiner Anhänger verliert oder diese sich weigern, sich so anzupassen, wie sie es bisher getan haben, könnte ihn das politisch teuer zu stehen kommen. Aus dem Grab heraus könnte Epstein eine neue Ära in der amerikanischen Politik eingeleitet haben.“