Wird der Klimawandel zum Randthema?

In seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am vergangenen Dienstag hat US-Präsident Donald Trump den Klimawandel als den "größten Betrug aller Zeiten" bezeichnet. Europäische Kommentatoren sind besorgt und fragen sich, ob ein für die Menschheit existenzielles Thema ins Hintertreffen gerät.

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La Stampa (IT) /

Sehr entmutigend

Der Kampf gegen den Klimawandel hat mit Donald Trump keine Chance, klagt der Slow-Food-Gründer Carlo Petrini in La Stampa:

„Seine jüngste Rede vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen war in der Tat eine Aneinanderreihung von entmutigenden Aussagen. ... Er bezeichnete Windräder als lächerlich. Er stufte den ökologischen Fußabdruck als Betrug ein. Er sagte, dass Länder, die sich nicht von erneuerbaren Energien trennen, zum Scheitern verurteilt seien. ... Das eigentliche Drama ist, dass die Haltung von Trump und denen, die wie er denken, negative Folgen für alle acht Milliarden Menschen auf der Erde hat. Jede Verzögerung beim ökologischen Wandel, jeder Angriff auf die Politik zur Emissionsreduzierung hat globale Konsequenzen.“

Helsingin Sanomat (FI) /

Schnelllebige Konflikte verdrängen Umweltkrise

Der Erderwärmung wird zu wenig Beachtung geschenkt, beklagt Helsingin Sanomat:

„Die Klimakrise steht nicht mehr wie noch vor einigen Jahren ganz oben auf der Sorgenliste der Bürger, obwohl die Erderwärmung sowohl in Finnland als auch anderswo auf der Welt von Tag zu Tag deutlicher zu spüren und zu sehen ist. Weltweit gibt es so viele Krisen, dass schnelllebige Konflikte mehr Aufmerksamkeit erhalten als langsam voranschreitende, besorgniserregende Entwicklungen. Die Schlagzeilen werden von Gaza, der Ukraine, Donald Trump und der düsteren Wirtschaftslage beherrscht. … Ziele und Verpflichtungen werden aufgeschoben und verwässert, und die Untätigkeit kostet bereits Geld und Menschenleben.“

Libération (FR) /

Grenzen des Planeten und der Vernunft

Die Welt gleicht einem dystopischen Hollywood-Film, urteilt Libération:

„Sieben von neun planetaren Belastungsgrenzen sind überschritten und die Menschheit lebt in einer beispiellosen Risikozone. ... Den Blick auf die politische und geopolitische Aktualitäten gerichtet, haben wir, wie die bedauernswerten Figuren aus dem Film Don't Look Up, nicht gemerkt, dass wir gemeinsam einen Schritt in Richtung eines irreversiblen Schadens gemacht haben. In den letzten Tagen war das einzige Echo einer Debatte über den Zustand des Planeten Trumps Tirade vor der UN: ... Zweifellos müsste man noch eine zehnte Grenze hinzufügen, nämlich die der Dummheit und Gier, die der US-Präsident fröhlich überschritten hat.“