Massaker im Sudan – warum schaut die Welt zu?
Nach der Einnahme von al-Faschir, der Hauptstadt der sudanesischen Provinz Nord-Darfur, durch die Miliz RSF ist die Lage dort katastrophal: Berichten zufolge wurden in den letzten Tagen mindestens 1.500 Zivilisten in der Stadt von den RSF getötet, laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 460 davon in einem Krankenhaus. Europas Medien beklagen Untätigkeit der Weltgemeinschaft.
Erneute Teilung des Landes wird hingenommen
Das Ausland redet über den Sudan, tut aber nichts, konstatiert Le Monde:
„Leider hat keine der Großmächte, die sich offiziell um das Schicksal der Sudanesen besorgt zeigen, auch nur die geringste Rechenschaft von denjenigen verlangt, die das Chaos fördern. ... Die Unfähigkeit der am 24. Oktober in Washington versammelten Länder [USA, Ägypten, Saudi-Arabien, VAE], auch nur die geringste gemeinsame Entscheidung zu treffen, während das Schicksal von al-Faschir noch nicht besiegelt war, ist umso schockierender. Keine der anwesenden Mächte erwähnt die Gefahr einer weiteren Teilung des Landes nach der Abspaltung des Südsudans 2011. Ohne Verhandlungen wird die Logik eines Krieges, bei dem kein Lager Oberhand über das andere gewinnt, jedoch unweigerlich dorthin führen.“
Die Mörder haben freie Hand
Der Tages-Anzeiger ist ernüchtert angesichts der internationalen Passivität:
„[A]ngesichts der Prioritäten der Diplomatie, die sich ganz auf Nahost und die Ukraine konzentriert, weist nichts darauf hin, dass sich die RSF jetzt beeindrucken lässt, wenn sich die Vereinten Nationen 'zutiefst alarmiert' zeigen von den Geschehnissen in Fashir. RSF-Kommandeur Mohamed Hamdan Dagalo weiss: Niemand wird in diesem entlegenen Teil der Welt militärisch intervenieren, um Kriegsverbrechen zu ahnden. ... Die Gefahr ist gross, dass sich in Fashir in noch viel grösserer Dimension wiederholt, was die Miliz RSF in Junayna in Westdarfur längst verbrochen hat: Dort wurden Tausende Menschen mutmasslich deshalb getötet, weil sie einer bestimmten nicht arabischen Ethnie angehörten.“
Waffenlieferanten unter Druck setzen
Tagesschau.de sieht die gesamte Weltgemeinschaft gefordert:
„Die Methode Trump – maximalen Druck auf die direkten Kriegsparteien auszuüben – kann helfen, um eine Waffenruhe zu erreichen. In weiteren Schritten sind dann auch die Vereinten Nationen, die Europäische Union und die internationale Strafgerichtsbarkeit gefordert. Der Druck auf Waffenlieferanten wie die Vereinigten Arabischen Emirate muss erhöht werden – auch durch öffentliche Bloßstellung: Wer an Abu Dhabi und Dubai denkt, sollte nicht nur Formel 1 und Schokolade im Kopf haben, sondern auch getötete Kinder in Darfur.“