Tesla beschließt Billionen-Prämie für Musk

Tesla-Chef Elon Musk bekommt die Aussicht auf ein riesiges Aktienpaket im Wert von 1.000 Milliarden Dollar. Die Aktionäre des US-Elektroauto-Herstellers stimmten für einen zehn Jahre laufenden Vergütungsplan für Musk, der an das Erreichen mehrerer sehr ehrgeiziger Unternehmensziele gekoppelt ist. Was bedeutet es, wenn der jetzt schon reichste Mensch der Welt noch viel reicher wird?

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Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Als Arbeitsanreiz unplausibel

Die Neue Zürcher Zeitung kann den Billionen-Bonus nicht nachvollziehen:

„Diese Vergütung ist weder nötig noch verhältnismässig. ... Ein einzelner Firmenchef sollte nicht mit einer Billion Dollar bei Laune gehalten werden müssen. Es ist zweifelhaft, ob es diesen Anreiz überhaupt braucht. Musk hält derzeit bereits 15 Prozent der Anteile an Tesla und hat ein grosses finanzielles Interesse am Erfolg des Unternehmens. Erst im August bekam er eine vorläufige Aktienvergütung von 30 Milliarden Dollar zugesprochen, damit er bei der Firma bleibt. Und das Unternehmen für die Zukunft fit macht und neu auf KI und selbstfahrende Autos ausrichtet. Dass er mit einem weiteren finanziellen Anreiz motiviert werden muss, um Leistung für die Firma zu erbringen, ist unplausibel.“

Trends-Tendances (BE) /

Prophet Elons Technologie-Kirche

Die Bonus-Entscheidung verdeutlicht einen unbeirrbaren Fortschrittsglauben, urteilt Trends-Tendances:

„Sie zeigt, dass Musk nicht nur Tesla-Chef ist, sondern zu einer Religion oder zumindest einem Propheten geworden ist. Man muss anerkennen, dass er bereits Wunder vollbracht hat. Er hat das Elektroauto zu einem Objekt der Begierde gemacht und mit SpaceX wiederverwendbare Raketen gestartet. Jetzt nimmt er sich mit Neuralink das menschliche Gehirn vor. Während andere Marktanteile kaufen, kauft er Zukunftsanteile. … Bei diesem Billionen-Plan geht es nicht nur um Geld. Es geht um den Fortschrittsglauben. Elon Musk verkörpert die Idee, dass Technologie noch immer retten, faszinieren und verbinden kann. Solange die Märkte so denken, wird Tesla nicht nur eine Marke sein, sondern eine Kirche der Zukunft, in der Glaube und Profit Hand in Hand gehen.“

Der Tagesspiegel (DE) /

Eine Gefahr für Staat und Gesellschaft

Für den Tagesspiegel ist die enorme Summe auch ein Politikum:

„Immer wieder wurde und wird ... beschrieben, dass massive Einkommensungleichheiten am gesellschaftlichen Zusammenhalt nagen. Es entkoppelt sich etwas, und das gefährdet ganze Staaten in ihrer friedlichen Verfasstheit. Zudem entzieht sich das in Milliardensummen angehäufte Privatkapital auch jeder Kontrolle. Was und wen [werden] sich Musk & Co. mit ihren vielen Milliarden kaufen? Wer weiß es, wer sollte es kontrollieren? Ganze Entscheidungsprozesse können so manipuliert werden, ohne staatliche, demokratische oder juristische Kontrolle. So schafft sich das Giga-Kapital eine parallele Weltordnung. Das kann niemand wollen.“

Expresso (PT) /

Zeit für eine Super-Einkommenssteuer

Ein Steuersatz von 90 Prozent auf derartige Mega-Einkommen könnte die Debatte um Musk im Keim ersticken, schreibt der Ökonom Ricardo Reis in Expresso:

„Man sollte bedenken, dass man durch die Wegnahme des Großteils dieses Geldes Millionen von Menschen helfen könnte, die es mehr brauchen. ... Es wäre völlig legitim, dies über das Steuersystem zu tun und die Aktionäre von Tesla und Elon Musk mit ihren privaten Verträgen machen zu lassen, was sie wollen. ... Dies wäre vollkommen vereinbar mit den Prinzipien des Kapitalismus, des Liberalismus oder der Sozialdemokratie. In diesem Rahmen sollte die öffentliche Diskussion über Musks Vertrag stattfinden.“