Trump ernennt Sonderbotschafter für Grönland

"Wir müssen es haben." Mit diesen Worten hat US-Präsident Donald Trump erneut Ansprüche auf Grönland erhoben und sie mit Fragen der nationalen Sicherheit begründet. Er ernannte den Gouverneur von Louisiana, Jeff Landry, zu seinem Grönland-Sondergesandten. Die Ministerpräsidenten Grönlands und Dänemarks reagierten mit einer Erklärung, in der es u. a. hieß, sie erwarteten von den USA "Respekt vor unserer gemeinsamen territorialen Integrität".

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Jydske Vestkysten (DK) /

Weit übers Ziel hinausgeschossen

Trotz der Abhängigkeit von den USA ist ein entschlossenes Vorgehen Dänemarks gegen Trump angebracht, betont Jydske Vestkysten:

„Es ist so ungeheuerlich, dass man Lust bekommt, zu den Waffen zu greifen – zumindest zu den rhetorischen. So denken zweifellos die meisten Dänen und sicherlich auch unsere Regierung. Wir sind jedoch in vielerlei Hinsicht – militärisch, wirtschaftlich und technologisch – so abhängig von den USA, dass wir versuchen müssen, die Beziehungen zu verbessern oder zumindest nicht zu verschlechtern. Das ändert jedoch nichts daran, dass wir Trump unmissverständlich klar machen müssen, dass er weit über das Ziel hinausgeschossen ist.“

Berlingske (DK) /

Klartext reden statt Kopf einziehen

Berlingske wünscht sich von der Regierung in Kopenhagen ein selbstbewusstes Auftreten:

„Es werden wohl kaum viele rote Teppiche für Gouverneur Jeff Landry ausgerollt werden, wenn und falls er sich als Sonderbeauftragter nach Grönland wagt. Außenminister Lars Løkke Rasmussen hat am Montag den neuen amerikanischen Botschafter Ken Howery zu einem Gespräch vorgeladen und erklärt, er sei 'zutiefst empört über die Ernennung und die Äußerung, die ich für völlig inakzeptabel halte'. Das ist ein Schritt nach vorn. Dänemark kann nicht länger den Kopf senken oder wegsehen, wenn die USA und Donald Trump neue aggressive Manöver unternehmen mit dem Ziel, 98 Prozent der Fläche des Königreichs zu erobern.“

Visão (PT) /

Hier walten Sturheit und Besessenheit

Diese Ernennung ist eine symbolische Geste, die Trumps Machtanspruch ausdrückt, schreibt Visão:

„Trump will Grönland, so wie er Kanada will. Ganz. Aus Überzeugung. Aus Sturheit. Aus Besessenheit. Um seinen guten Willen – was für ein dehnbares Wort – zu zeigen, hat er einen Sonderbeauftragten ernannt, der mit Kopenhagen verhandeln soll. Eine zivilisierte Geste. Fast diplomatisch. Man gibt vor, guten Willen zu zeigen, wenn es dort bereits einen amerikanischen Luftwaffenstützpunkt gibt. Und wer einen Stützpunkt hat, hat immer recht. Was wird der Sonderbeauftragte tun? Wenig. Sehr wenig. Vielleicht gar nichts. Er wird sich darauf beschränken, anzukündigen, dass Grönland in Kürze souveränes amerikanisches Territorium wird.“

Svenska Dagbladet (SE) /

Die Bündnispartner sind gefordert

Der ehemalige konservative Europaparlamentarier Gunnar Hökmark ruft Schweden und die Nato-Verbündeten in Svenska Dagbladet dazu auf, Kopenhagen beizustehen:

„Gemeinsam mit unseren europäischen und kanadischen Verbündeten sollten wir dafür sorgen, Dänemark die erforderliche Unterstützung zu gewähren, um klarzustellen, dass Kopenhagen mit Unterstützung der Nato die militärische Kontrolle über Grönland hat. Wenn die USA sich zu einer Nation der Einsamkeit machen wollen, deren Sichtweise auf die internationale Rechtsordnung mit der Russlands und Chinas übereinstimmt, können wir darauf keinen Einfluss nehmen. Es handelt sich um einen zivilisatorischen Verfall im Weißen Haus, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Aber was Grönland betrifft, müssen wir das tun, was unsere Allianz verlangt.“

La Stampa (IT) /

Wettlauf um Seltene Erden

Es geht den USA um rare Mineralien, die für moderne Technologien unerlässlich sind, erklärt La Stampa:

„Washington sieht Grönland als unerschöpfliche 'Mine' für Gas, Öl und vor allem kritische Rohstoffe. Schätzungen zufolge gibt es dort 25 von 30 kritischen Rohstoffen. Der Wettlauf darum, diese Ressourcen vor China zu nutzen, ist einer, den sich die USA nicht leisten können zu verlieren, da Peking derzeit 60 Prozent der verfügbaren Seltenen Erden auf seinem eigenen Territorium abbaut. Dies ist ein Wettbewerbsvorteil, den das Weiße Haus auch dank des Erwerbs Grönlands ausgleichen zu können glaubt. Allerdings bleibt Grönland ein sehr schwer zu erschließendes Gebiet.“