Sandu gegen russische Truppen in Transnistrien

Die neu gewählte Präsidentin der Republik Moldau, Maia Sandu, will russische Friedenstruppen in der abtrünnigen Region Transnistrien durch eine zivile OSZE-Beobachtermission ersetzen. Russische Einheiten sind dort seit dem Ende der Sowjetunion stationiert und bewachen unter anderem ein riesiges Munitionsdepot. Das Außenministerium in Moskau reagierte kritisch. Journalisten erklären die Interessenlage vor Ort.

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Radio Kommersant FM (RU) /

Militärpräsenz teuer und sinnlos

Radio Kommersant FM kritisiert Moskaus Haltung:

„Der Kreml reagierte unterkühlt. Denn die Truppenpräsenz garantiert, dass die Dnester-Republik unter seinem Einfluss bleibt. Obwohl es strittig ist, ob Russland dort offiziell irgendeinen Einfluss hat - anders als die Tatsache, dass es die Unterhaltskosten der Truppe trägt. Das zweite Problem ist nicht weniger brisant: Es geht ums Gas. Denn Transnistrien bekommt russisches Gas, zahlt aber nichts dafür und sagt, das soll die Regierung in Chișinău tun. So haben sich mehr als sechs Milliarden Dollar Schulden angehäuft. Die Unabhängigkeit [der Transnistrier] ist also selektiv: 'Wenn es ans Zahlen geht, sind wir Moldawien, wenn wir Geld bekommen, eine stolze Republik.' “

NV (UA) /

Moskau wird sich nicht freiwillig bewegen

Sandus Forderung ist genau richtig, findet Journalist Pawlo Kasarin auf nv.ua:

„Auf Zugeständnisse aus Moskau zu warten, wäre naiv. Schließlich sind russische Soldaten auf dem Territorium der ehemaligen Unionsrepubliken ja nicht verteilt, um Frieden zu schaffen. ... Die russischen Soldaten sind an Übergängen von Moldau nach Transnistrien präsent, und sie schützen gleichzeitig militärische Munitionslager im Dorf Cobasna an der Grenze zur Ukraine. Dort lagern mehr als 20.000 Tonnen Munition, ein Erbe aus einer Zeit, in der in Transnistrien die 14. Armee der UdSSR stationiert war. ... Aber Moskau legt keine Eile an den Tag, dieses Problem zu lösen. Solange Munition in Transnistrien gelagert wird, hat der Kreml eine weitere Erklärung, warum russische Soldaten weiter in der Region bleiben sollen.“

Revista 22 (RO) /

Ein Test für die neue Präsidentin

Warum der Kreml so ablehnend auf die Forderung reagiert, erklärt der Journalist Armand Goşu in Revista 22:

„Maia Sandu hat eigentlich nichts Neues gesagt. Sie hat es nur deutlicher als andere gesagt. Und sie wird von den Regierungen der Welt auch ernst genommen, weil sie viel glaubwürdiger ist als die bisherigen Anführer des Landes. Doch woher kommt die Kampagne russischer Würdenträger gegen Sandu? ... Moskau ist es weder gewohnt, mit politischen Anführern zusammenzuarbeiten, die in der Öffentlichkeit sensible Themen ansprechen, noch weiß es, wie. Mit dieser Welle an Reaktionen versucht der Kreml, die künftige Präsidentin auszutesten und einzuschüchtern - in Vorbereitung auf die Verhandlungen um den Status der separatistischen Region.“