Getreideabkommen: Was bedeutet die Wiederaufnahme?

Das Abkommen zum Getreide-Export aus der Ukraine über das Schwarze Meer ist wieder in Kraft. Russland hatte es am 30. Oktober einseitig ausgesetzt, weil ukrainische Drohnen die Schwarzmeerflotte angegriffen hätten. Nun habe die Ukraine nach Vermittlung durch die Türkei zugesichert, den humanitären Korridor und die Häfen nur für den Export von Lebensmitteln zu nutzen, erklärte Moskau.

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Respekt (CZ) /

Ankaras Mut gegenüber Putin ist unersetzlich

Dass Putin mit seinem Erpressungsversuch gescheitert ist, geht maßgeblich auf das Konto der Türkei, lobt Respekt:

„Die Abhängigkeit Russlands von guten Beziehungen zum türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdoğan hat immer mehr zugenommen. Wladimir Putin braucht das türkische Handelstor zur Welt. ... Erdoğan hat mutig seine Macht genutzt, weil die Aufrechterhaltung des von ihm und der Uno vermittelten Seeabkommens auch in seinem Interesse liegt. Die Lebensmittelpreise in der Türkei haben sich im Jahresvergleich fast verdoppelt, ein Scheitern des Abkommens würde sie weiter in die Höhe treiben. Ein großer Teil der ukrainischen Ernte landete in der Türkei. Erdoğan steht im kommenden Jahr vor Wahlen. Die Wirtschaftskrise ist sein Schwachpunkt.“

Handelsblatt (DE) /

Russland diesen Hebel nehmen

Das Ziel des Abkommens, Exporte an ärmere Länder zu ermöglichen, besteht ohnehin nicht mehr, weshalb man es einfach auslaufen lassen sollte, meint das Handelsblatt:

„Die Hauptabnehmerländer des ukrainischen Weizens seit Juli waren Spanien, Italien, die Türkei, China und die Niederlande. Wahrscheinlich landet das Getreide dort als Tierfutter auf Masthöfen. Zuvor kauften vor allem die relativ ärmeren Länder Ägypten, Indonesien und Bangladesch ihr Getreide in der Ukraine, die offenbar längst ihr Getreide aus anderen Quellen beziehen. Außerdem hat die Ukraine ihre Exportmöglichkeiten über den Landweg ausgebaut. ... Eine erneute Krise auf den Weltmärkten muss daher niemand fürchten ... . Dafür würde Russland einen seiner letzten politischen Hebel in dem Konflikt mit der Ukraine verlieren.“