Starmer, Macron, Merz und Tusk in Kyjiw

Die Regierungschefs von Großbritannien, Deutschland und Polen sowie Frankreichs Präsident besuchten am Samstag Wolodymyr Selenskyj. Gemeinsam riefen sie aus der Ukraine bei Donald Trump an und bekräftigten die Forderung nach einer 30-tägigen Waffenruhe als Verhandlungsauftakt – andernfalls würden neue Sanktionen gegen Russland folgen. Europas Medien beleuchten die Gruppenvisite der vier Europäer.

Alle Zitate öffnen/schließen
Die Welt (DE) /

Nun ist Konsequenz gefragt

Die Europäer müssen nun zeigen, dass sie es mit ihrem Ultimatum auch ernst meinen, schreibt die Welt:

„Das heißt: Bleibt Putin bei seiner Weigerung eines Waffenstillstands ab Montag, müssen massive Sanktionen gegen Russland und neue, umfangreiche Waffenlieferungen für die Ukraine folgen. Das würde auch weitreichende Waffen wie zum Beispiel Taurus-Marschflugkörper erfordern. Diese Tage sind ein Test für die neue europäische Einheit und ihren Willen. Macron, Starmer, Tusk und Merz sind mit ihrem Ultimatum weit vorgeprescht. Wer solche Ansagen macht, muss konsequent bleiben. Sonst verliert Europa jede Glaubwürdigkeit.“

Der Standard (AT) /

Hat wenig gebracht

Putin lässt sich von dem Treffen nicht beeindrucken, meint Der Standard:

„So gut gemeint die Kyjiw-Reise von Keir Starmer, Donald Tusk, Emmanuel Macron und Friedrich Merz auch gewesen sein mag, gebracht hat sie wenig. Kein Wunder, wähnt sich der Kreml in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nach drei Jahren doch viel zu sehr auf der Siegerstraße, als dass er sich von einer 'Koalition der Willigen' ins Handwerk pfuschen ließe. Klar ist aber auch, dass Putin die von den Europäern und Kyjiw am Samstag vorgeschlagene Waffenruhe nur deshalb so kühl zurückweisen konnte, weil er weiß, dass die USA im Zweifel lieber auf seiner Seite stehen als auf jener Europas.“

L'Opinion (FR) /

Europa dank Macron wieder im Spiel

Frankreich ist zurück auf der internationalen Bühne, lobt L'Opinion:

„Indem Macron seine Beziehungen zu Trump und Selenskyj sowie zu seinen europäischen Amtskollegen Merz, Starmer und Tusk ausspielte, konnte er die russische Blockade und die daraus resultierende Verärgerung Washingtons nutzen, um wieder ins Spiel zu kommen. ... Sowohl Washington als auch Moskau müssen nun mit dem entschlossenen Auftreten der 'vier Großen' Europas rechnen, die sich um die Sicherheit des Kontinents sorgen. Nach der Unterzeichnung des französisch-polnischen Vertrags, der Wiederbelebung der deutsch-französischen Freundschaft und der de-facto-Rückkehr Großbritanniens in die gemeinsame Politik ist das zweifellos eine gute Nachricht für Europa.“

La Repubblica (IT) /

Italien ist aus dem Zug ausgestiegen

Und wo ist Meloni, fragt La Repubblica:

Vor drei Jahren zeigte ein Foto im selben Waggon den französischen Präsidenten mit dem italienischen Regierungschef Mario Draghi und dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz, als sie Selenskyj die Solidarität Europas überbrachten. Heute steht Macron immer noch im Mittelpunkt, Merz löste Scholz ab – und bestätigte sofort die volle militärische und politische Unterstützung für die Ukraine – und das Drama des Ost-West-Krieges in Europa hat Großbritannien mit Keir Starmer trotz Brexit wieder an die Seite Frankreichs und Deutschlands gebracht. ... Doch Italien ist aus dem Zug ausgestiegen, es ist nicht Teil jener Avantgarde, die das Europa der Werte, der Ideale und der Solidarität anführt.“