Ukraine-Krieg: Könnte der neue Papst Frieden stiften?

Nach seinem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin hatte US-Präsident Donald Trump den Vatikan als Ort für Friedensgespräche im Ukraine-Krieg ins Spiel gebracht. Die italienische Regierungschefin Giorgia Meloni erklärte nun, der neue Papst Leo XIV. stehe für Verhandlungen zur Verfügung. Wie realistisch ein solches Szenario ist, debattiert Europas Presse.

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Népszava (HU) /

Der Vatikan hat eine gewisse Übung

Népszava schaut auf die diplomatische Geschichte des Vatikans:

„Wenn der russische Präsident wirklich zustimmt, Friedensverhandlungen am Sitz der katholischen Kirche zu führen, käme das einer echten Sensation gleich. Der Vatikan hat vor allem seit dem Pontifikat von Benedikt XV., dem 'Papst des Ersten Weltkriegs', eine lange Reihe der Friedensinitiativen in der Welt ergriffen. Eines der diplomatischen Meisterwerke war die Vermittlung von Johannes XXIII. während der kubanischen Raketenkrise. Ein 'vatikanischer Frieden' wäre jedoch der Höhepunkt dieser Bemühungen des Heiligen Stuhls.“

La Libre Belgique (BE) /

Multilateralismus und Diplomatie stärken

Für eine stärkere Rolle des Vatikans bei der Vermittlung von Frieden sieht La Libre Belgique gute Gründe:

„Erstens im Namen des Multilateralismus, der in den vergangenen Jahren stark gelitten hat und dem Leo XIV. neues 'Leben' einhauchen will. Zweitens im Namen der Grundidee der Diplomatie selbst, die von Wladimir Putin geleugnet und von Donald Trump zugunsten wirtschaftlicher Machtspiele karikiert wird. Und schließlich im Namen eines Verständnisses von Frieden, das – wie Leo XIV. betonte – weder 'die bloße Abwesenheit von Krieg' ist, noch 'die Totenstille nach einem Konflikt', noch 'das Ergebnis von Unterdrückung'.“

Jutarnji list (HR) /

Bedingungen für Kriegsende nicht erfüllt

Der auf internationale Politik spezialisierte Kolumnist Željko Trkanjec sieht in Jutarnji list aktuell wenig Chancen für Frieden:

„In diesem Moment sehe ich zwei Optionen, die zum Ende der russischen Aggression führen könnten. Die erste wäre eine drohende militärische Niederlage Kyjiws, wodurch dieses einen Großteil der russischen Bedingungen annehmen müsste. Die zweite wäre von Trump und dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping – oder von einem der beiden, sofern dieser die Unterstützung des anderen hätte – gemeinsam ausgeübter Druck auf Putin. Dies wird jedoch nicht geschehen, und vor uns liegt eine Fortsetzung des Krieges im Osten Europas. Vielleicht bis zu dem Punkt, bis eine der Seiten völlig erschöpft ist.“