Erneute Drohnenvorfälle: Welche Antwort hat Europa?
Nach dem Abschuss russischer Drohnen am vergangenen Mittwoch in Polen haben weitere Vorfälle an der Nato-Außengrenze die Spannungen zwischen Moskau und dem westlichen Militärbündnis verschärft. Die polnische Armee schoss kürzlich eine Drohne über Warschau ab, auch in Rumänien drang eine Drohne in den Luftraum ein. Russland weist die Verantwortung von sich. Europäische Kommentatoren sind dennoch in Alarmstimmung.
Zynische Empathielosigkeit
Hotnews kritisiert die Untätigkeit Rumäniens:
„Die Erleichterung des Verteidigungsministers, der uns mitgeteilt hat, dass die Drohne nicht abgeschossen wurde, weil sie angeblich dafür bestimmt war, anderswo Verwüstung anzurichten, wirft einige Fragen auf. Sollen wir als Rumänen erleichtert sein, weil das mit Sprengstoff beladene Fluggerät weiterflog, um Ukrainer zu töten? ... Was aber, wenn es sich um ethnische Rumänen handelt, die im Budschak [in der Ukraine] leben – wäre uns die Drohne dann auch egal? Ansonsten sind wir in politischen Erklärungen immer sehr emotional, wenn es um die Rumänen in der Ukraine geht.“
Mehr Experimente wagen
Nun braucht Europa Anpassungsfähigkeit und Mut zu neuen Ideen, drängt La Libre Belgique:
„Die Ukrainer experimentieren. Akustische Sensornetzwerke, leichte Batterien, Abfangdrohnen, die eine 'Schutzmauer' bilden: Erfinderische Lösungen sind vorhanden, manchmal zum Preis einer einzigen Patriot-Rakete. Europa hat keine Ausreden: Es ist Zeit, endlich zu lernen, zu investieren, zu erfinden, zu erneuern, zu teilen. ... Wenn wir unsere militärische Software nicht an die von den Russen geschürte Angst anpassen, werden ihre Drohnen weiter an unseren Gewissheiten nagen, bis diese Angst über unseren Willen siegt, unsere Grenzen zu verteidigen. ... Die Zeit vorsichtiger Kommuniqués ist vorbei. Für Europa ist es nun Zeit zu handeln, schnell, erfinderisch, entschlossen.“
Provokationen machen wachsam
Neatkarīgā analysiert:
„Man kann davon ausgehen, dass Putin mit seinen Provokationen die Kampfkraft der Nato nur stärkt. ... Jede dieser Provokationen offenbart unsere eigenen Schwächen und gibt uns die Möglichkeit, diese rechtzeitig auszumerzen und im Ernstfall besser vorbereitet zu sein. ... Eines der Grundprinzipien der Kriegskunst ist das Unvermittelte des Angriffs. Je unerwarteter der Angriff und je unvorbereiteter der Gegner, desto größer die Erfolgschancen. Russische Provokationen zwingen Europa, egal wie feige und schläfrig es auch sein mag, sich auf den Krieg vorzubereiten. Das gibt Hoffnung, dass Putin nach Abwägung des Für und Wider die richtige Entscheidung treffen und von einer direkten Konfrontation mit der Nato Abstand nehmen wird.“